Ultimatum

6. November 2007

••• Vor einem Jahr habe ich mir selbst ein Ultimatum gestellt, betreffend mein „Anderes Blau“. Ein Jahr lang würde ich noch versuchen, einen sogenannten Publikumsverlag für das Manuskript zu finden. Gelänge es nicht, würde ich eine eigene Ausgabe von max. 200 Stück herausbringen, klassisch produziert oder via POD. Anders könnte ich nicht abschliessen mit diesem Buch und ein neues beginnen. (Eine Idee dieses neuen Buches begann damals, ganz langsam Gestalt anzunehmen…)

Vielleicht gebe ich mich heute der Lächerlichkeit preis oder werde gar der Larmoyanz bezichtigt. Aber dieses Ultimatum und die Folgen und der Umstand, dass die mir von mir selbst zugestandene Zeit nun verstrichen ist, beschäftigen mich. Und also gehört dieses Nachdenken auch hier her, in dieses Weblog.

Im letzten März entschloss ich mich zur Online-Veröffentlichung des „Anderen Blau“ via RSS-Feed(s) in der Hoffnung auf ein erstes öffentliches Feedback von Interessierten. Ende Mai erschien die ausführliche und sehr ermutigende Besprechung von Markus A. Hediger auf „Hanging Lydia“. Und was geschah noch? Insgesamt habe ich im Laufe der letzten 7 Jahre das Manuskript ca. 25 Verlagen angeboten, versehen mit einem Exposé, einer Bio-Bibliographie und einem knappen, freundlichen Anschreiben – wie man das eben angeblich so machen sollte.

Ganze sechs Antworten habe ich erhalten, vier sehr wohlwollende Absagen, zwei Vertröstungen (man würde noch länger für die Prüfung brauchen), auf die nichts weiter folgte. Im übrigen: Schweigen, Schweigen, Schweigen. Und das geht mir mehr nach, als hätte ich 25 Absagen bekommen.

Nein, das „Blau“ ist kein Debüt. Mein erster Roman hat sich im Hardcover überdurchschnittlich gut verkauft und ist noch immer als Taschenbuch lieferbar.

Ich kann leider – Gründe dafür habe ich schon gefunden, bin aber nicht sicher, ob ich davon schreiben soll – eine neue, umfangreichere Prosaarbeit nicht beginnen, solange das „Blau“ noch als Zombie um meinen Schreibtisch und durch meine Gedanken schleicht.

Ich wusste das letztes Jahr schon. Daher das Ultimatum. Jetzt ist es verstrichen. Und was geschieht nun?

9 Reaktionen zu “Ultimatum”

  1. ksklein

    Ich bestelle das erste handsignierte Exemplar. :)

  2. Benjamin Stein

    Das bekommst Du in jedem Fall, gleich wie es erscheint.

  3. hab

    kann ich gut nachvollziehen, das. vor allem das zombieblockadesyndrom. bei „dranmor“ habe ich mir auch ne frist gesetzt. die läuft bis mitte/ende 2008. „Und was geschieht nun?“, fragst du. was ich dann allerdings mache, weiss ich schon sehr genau … und du kannst dir das auch denken … um ehrlich zu sein, erlebe ich die derzeitigen entwicklungen auf dem buchmarkt fast als etwas befreiendes. so muss ich auf keinen grossen publikumsverlag schielen – da mach ich mir auch nix vor, denn auf den und das grosse publikum ziele ich schon gar nicht ab … also arbeite ich fürs kleine publikum …

  4. Benjamin Stein

    Mich stört das kleine Publikum in keiner Weise. Ich schätze es sehr. Es sind wirkliche Leser aus Interesse und Antrieb. Man kann nur diesen faden Beigeschmack des Selbstverlages nicht von der Zunge bekommen. Nur der eigenen Autoreneitelkeit schmeicheln zu wollen. Dass es keine „richtige“ Veröffentlichung sei etc. etc.

    Diese vom Betrieb gebraute und verabreichte Medizin hat man offenbar bereitwillig hinuntergeschluckt und verdaut, und sie zirkuliert jetzt im Blut. Ich würde das gern ablegen.

  5. hab

    wer will denn hier gleich von einem s-verlag sprechen. bäh. (kapielski: „EVS-Zeug (Eigenverlag stinkt!)“). wir reden hier von einem schönen, gemütlichen autorenverlag mit soliden und schlanken strukturen … wat meinste, wieviel publikumsverlage so angefangen haben …

  6. Benjamin Stein

    Das ist eine schöne (oder beschönigende?) Sichtweise. Was meinst Du vor allem, wie viele „seriöse“ Verlage heute genau solche 1-2-Personen-Unternehmungen sind?

  7. hab

    das sind sehr, sehr viele, schätze ich. und ich kann dir auch sofort und aus der hüfte eine handvoll nennen, mit denen ich sogar irgendwie bekannt bin. wenn du jetzt die 1-2 personen (bei etkbooks bspw.) nimmst und da noch 2-3 freie mitarbeiter hinzurechnest, dann bist du schon fast bei einem kmu …

  8. Verlängert « Turmsegler

    […] Das Ultimatum habe ich mir noch einmal verlängert. Es ist längst noch nicht alles mit dem gebotenen […]

  9. perkampus

    ich glaube, ich verstehe dich sehr gut, benjamin. und es macht mich wütend. ich lass jetzt mal meine grosse schnauze weg und meine schimpftriaden. du kennst das alles. es ist eine schande, wie es läuft, mehr ist nicht zu sagen.

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