Sisina

Denk‘ dir Diana stolz im Jagdschmuck prunken,
Wie eilend sie durch Wald und Dickicht dringt,
Im Winde Brust und Haar, vom Lärme trunken,
Dem besten Reiter stolz den Preis entringt.

Sahst du Theroigne in Greu’l und Blut versunken,
Wie sie ein barfuss Volk zum Sturme zwingt,
Wie sie, die Hand am Schwert, ganz Glut und Funken,
Die königlichen Stufen aufwärts springt?

So ist Sisina. Doch der Krieg’rin Trieben
Paart sich bei ihr ein mitleidvolles Lieben;
Ihr Geist, gehetzt von Lärm und Kriegeswut,

Senkt still die Waffen vor dem Leid der Armen,
Und in dem glutverzehrten Herzen ruht
Für die, die dessen wert, ein tief Erbarmen.

Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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