Downtown Chicago, Monroe / South Franklin
••• Hurricane Sandy sorgt hier ganz schön für Aufregung. Wenn das kein passender Abschluss der Tour ist. Brian hat »Die Leinwand« zum ersten Mal gelesen, als er wegen der Island-Vulkanaschewolke nicht nach New York zurückfliegen konnte und für eine Woche in Berlin festsaß. Ich hätte heute via New York zurück nach Europa fliegen sollen. Aber wegen Sandy ist JFK stillgelegt. Sogar der öffentliche Nahverkehr in New York wurde eingestellt. Das heißt, ich wäre von Chicago nicht einmal hingekommen, geschweige denn weiter.
In einiger Hektik wurde eine Alternative organisiert. Nun werde ich die epische Reise Chicago-London-Berlin-Kiew-Tblissi heute am frühen Abend antreten, um hoffentlich nach etwa 26 Stunden zehn Zeitzonen weiter östlich wohlbehalten zu landen. Es werden noch Wetten angenommen.
»The Canvas« im Schaufenster von »57th Street Books« in Chicago
Gestern stand in Chicago die letzte Lesung der USA-Tour auf dem Programm. Gelesen haben wir in der traumhaften Buchhandlung »57th Street Books«. Das ist ein unabhängiger Buchladen in der Nähe der University of Chicago. Im Keller eines Backsteinhauses findet sich in 5 Räumen ein Schatz nach dem anderen in den Regalen. Das Riesensortiment hat mich an »Talking Leaves« in Buffalo erinnert. Aber diese Buchhandlung hier in Chicago hatte einfach durch die Atmosphäre noch mehr Charme.
»57th Street Books« in Chicago
Dieses Mal waren auf Einladung und Initiative des Goethe-Instituts Chicago wahrscheinlich mehr deutschsprachige Zuhörer als US-Leser zur Lesung gekommen. Aber natürlich haben wir alles in Englisch absolviert wie während der übrigen Tour.
»57th Street Books« in Chicago, mit Brian Zumhagen vor der letzten Lesung der USA-Tour
Im Anschluss haben wir auf vergeblicher Suche nach einem ordentlichen Kaffee noch den Campus der University of Chicago überquert. Und das wäre auch alles uneingeschränkt schön gewesen – wäre es nicht so windig und kalt geworden. Wir sind auf Anregung von Freunden Brians, die in Chicago leben, auf die Idee verfallen, mit dem Bus vom Campus nach Downtown zurückzufahren. Hier kann man dem Bus SMS schicken, also »you can text the bus«! Er antwortet dann, in wie vielen Minuten er eintreffen wird. Stimmt nur nicht. Wir haben Ewigkeiten in der windigen Kälte gewartet, wurden schließlich aber doch errettet und mit einem Dinner unter Freunden im »The Gage« entschädigt. Heim ins Hotel bin ich dann gewissermaßen … gerollt.
Ich habe eben mal versucht, charmant zu sein. Es hat funktioniert. Ich brauche erst um 14:00 auschecken. Dann werde ich wohl zusammen mit Brian nach O’Hare aufbrechen. Sein Rückflug geht um 17:00, meiner um 18:00 – wenn Sandy sich nicht noch entscheidet, einen plötzlichen Ausflug westwärts zu machen. Na, es wird schon alles klappen.
Ich bin dann also mal unterwegs und werde mich – wenn es im Hotel in Tblissi Internetanschluss gibt – aus Georgien wieder melden. CU in Georgia – the country!
Am 30. Oktober 2012 um 03:27 Uhr
Schade, dass ich gestern nicht, wie geplant zu Ihrer Lesung in 57th Street Books kommen konnte, leider riefen elterliche Pflichten. Ist aber trotzdem interessant, die eigene Nachbarschaft hier von einem Besucher beschrieben zu bekommen. Guten Kaffee gibt es uebrigens gleich nebenan im Medici – der Kaffee Mocha dort ist goettlich mit ’ner Eiskugel drin.
Am 2. November 2012 um 08:54 Uhr
Wohl wahr. Da war es aber erst zu voll, und dann schloss man bereits um 19:00 Uhr. Daher die Odyssee auf der Suche nach Koffein.
Am 10. Oktober 2015 um 03:25 Uhr
Sorry, können Sie mir eine Buchhandlung in Chicago nennen, die deutschsprachige Literatur führt? Ich wäre sehr dankbar. Mit fr. Gr. Prof. J. Lecour
Am 10. Oktober 2015 um 12:15 Uhr
Das kann ich leider nicht. Aber Sie könnten in der erwähnten Buchhandlung nachfragen. Wenn es so etwas in Chicago geben sollte, dann müssten es die Buchhändler dort wissen.