Columbia University Campus bei Nacht
••• Jetzt habe ich zum dritten Mal auf dieser Tour ins Sohotel in New York eingecheckt. Am liebsten würde ich mich gleich schlafen legen. Die letzten beiden Tage hatten es in sich, und wir haben kaum Schlaf bekommen. Aber wenn ich nicht gleich notiere, was alles los war, werde ich es in ein paar Tagen nicht mehr zusammenbekommen, fürchte ich, denn die Tour geht ja noch weiter.
Am Donnerstag also stand New York an. Wie ich schon berichtet habe, haben wir morgens der deutschen Abteilung des Leo Baeck Institute einen Besuch abgestattet. Um 14:00 waren wir bei Leonard Lopate, um für seine Show auf WNYC ein Gespräch aufzuzeichnen. Wann es gesendet wird, wissen wir noch nicht. Aber es soll ein 13-Minuten-Beitrag werden. Wir haben entspannt geplaudert, wenn wegen der Kürze der Zeit natürlich auch alles etwas knackiger angegangen werden musste als bei dem Tablet-Interview.
Brian Zumhagen im Gespräch mit Susan Bernofsky im Columbia University Bookstore
Gegen 18:00 trafen wir im Columbia University Bookstore ein. Das ist zwar ein Barnes & Noble, aber – da Universitätsbuchhandlung – nicht nur sehr groß sondern auch sehr gut sortiert. Zu meiner Überraschung trafen wir nicht nur Susan Bernofsky (eine Institution unter den Deutsch-Englisch-Übersetzern), sondern auch Jonathan Franzen, der zu meiner großen Freude und Überraschung gekommen war und mit seiner Frau in der ersten Reihe Platz nahm. Es wurde voll. Brian und ich haben uns erneut die Lesung geteilt. Die Diskussion war ebenso rege wie bei den vorherigen Events.
Tour-Angel Pat Zumhagen (li.) und Jonathan Franzen in der ersten Reihe
Direkt im Anschluss an die Lesung, hat Pat uns (mich, Brian, seine Schwester Karen und deren beide Kinder) in ihren Van gepackt, und wir haben uns auf die vierstündige Auto-Tour nach Boston gemacht. Erst gegen 2 Uhr nachts kam ich ins Bett. Ich hatte das vermutlich letzte in den USA noch existierende Raucherzimmer. Mich stört das allgemein nicht. Die Geruchskulisse dieses Zimmers war jedoch unvorstellbar. Ich bin zum Rauchen – wie sonst auch – vors Hotel auf die Straße gegangen.
Harvard University Campus, Brian & Hazel
Während Columbia in New York in ganz modernen Gebäuden untergebracht ist, handelt es sich bei Harvard in Cambridge/Boston um eine für US-Verhältnisse uralte Universität. Der Campus ist – zumal jetzt im Herbst – unglaublich schön, malerisch. Rote Backsteingebäude (von dem auf dem Foto mal abgesehen) mit Parkanlagen dazwischen, die einzelnen Häuser außen wie innen bestens erhalten. Dort zu studieren, muss ein Traum sein. Die Lesung fand in einem dieser altehrwürdigen Säle statt. So war auch Harvard eine sehr schöne Erfahrung auf dieser Reise.
Das Denkmal auf dem Foto ist übrigens berühmt. Auf seinem Sockel stehen die so genannten drei Harvard-Lügen: John Harvard, Gründer der Harvard-Universität, 1638. Die tatsächlich dargestellte Person ist der Sohn eines späteren Harvard-Präsidenten. John Harvard war nicht der Gründer der Uni, sondern Spender des Grundstocks der Bibliothek. Und gegründet wurde die Uni schon zwei Jahre zuvor. Brians Nichte und Neffe (8 und 9) haben uns das berichtet. Sie wollten unbedingt meine Guides für die Campus-Tour sein und haben das wunderbar gemacht.
Harvard University, hier fand die Lesung statt
Der Verlag hatte uns Bus-Tickets gebucht für die Rückreise heute nach New York. Aber ich wollte, wenn ich schon in den USA herumreise, unbedingt auch einmal mit einem Amtrak-Zug fahren. Und genau das haben wir getan. Entgegen allem Geunke war es nicht nur bequem und die Aussicht grandios, wir kamen sogar pünktlich in Penn Station an.
Mit Amtrak zurück nach New York
Ausschlafen werden wir auch morgen nicht können. Um 11:00 geht der Flug nach Chicago von JFK aus. Dort aber haben wir den Samstag frei und auch den ganzen Sonntagvormittag. Dann steht die letzte Lesung dieser Tour auf dem Programm. Am Montag fliegt Brian von Chicago aus nach Paris, wo er im Moment lebt. Ich hopse zunächst nach New York und von dort dann nach Berlin. Es wird hier allerdings mit einem Sturm gerechnet, der für Montag angekündigt ist. Wollen wir doch mal hoffen, dass da nichts in die (Wind-) Hose geht …