••• Gelegentlich ist es ermutigend und erschreckend zugleich, festzustellen, dass und welche heftigen emotionalen Reaktionen ein Buch hervorrufen kann. Eben habe ich eine solche Erfahrung gemacht. Meine Pedikurista, hörte ich eben, blätterte letztens in »Replay«, las den Klappentext, überflog die Passage mit Rosens »Bride Groom Treatment« und jene im Thai-Salon. Mehr lesen mochte sie nicht. Sie ist zutiefst verärgert und weigert sich, mich weiterhin zu behandeln.

Sie sei so genau porträtiert, dass man sie zweifellos erkennen würde. Das Buch vermittle den Eindruck, als würden im beschriebenen Salon Pediküren mit Happy Ending angeboten! Da war nun ich verstört.

Dass ich bei der Beschreibung von Rosens Erfahrungen in »Replay« durch Namen beispielsweise Hinweise hinterlassen habe auf den Salon, den ich selbst regelmäßig besuche und sehr schätze, war als Kompliment gedacht an die Damen. Auch sehe ich die Implikationen der Fußmassagen, die Rosen in »Replay« erlebt, vielmehr als psychologische – heilende – denn als sexuell konnotierte. Der Sex spielt sich in anderen Phasen seiner Biographie und in anderen Teilen des Buches ab, das die Dame ja nun leider nicht vollständig lesen mochte.

Bedauerlich ist das. Zum einen habe ich eine wunderbare Pedikurista verloren. Zum anderen fühlt sich jemand verletzt, den ich keineswegs verletzen wollte.

In einigen Stunden breche ich auf nach Offenburg. Die Lesetour beginnt. Das Programm für heute Abend steht bereits, aber vielleicht sollte ich es vor dem Hintergrund dieses Erlebnisses noch einmal umstellen und die »inkriminierten« Passagen lesen…

An eine Bemerkung eines Freundes hat mich das alles erinnert: Die einzig schlechte Reaktion, die man auf ein Buch bekommen könne sei – keine.

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