••• Tatsächlich zeitnah zum Erstverkaufstag der Druckausgabe sind nun auch die elektronischen Ausgaben von »Replay« verfügbar. Jenen, die ein Apple-Device im Hause haben und »Replay« elektronisch lesen wollen, sei dringend zum iBook (über den iTunes-Store) geraten. Sogar auf dem kleinen Display eines iPhone erscheint das Buch in druckbildnaher Anmutung. Die Kindle-Ausgabe wirkt spartanischer, um nicht zu sagen: lieblos. Allerdings hat mich das als reiner Lesefutterverwerter bislang bei anderen e-Büchern auch nicht gestört. Besser ginge es dennoch. Das wird man sich noch einmal ansehen müssen.
Die elektronischen Ausgaben kosten übrigens 13,99 €.
Die eBooks von C.H.Beck sind zurzeit erhältlich bei folgenden Anbietern sowie bei allen angeschlossenen Sortimentsbuchhändlern:
- Amazon: Kindle eBooks
- Apple: iTunes/iBookStore
- buecher.de
- Hugendubel
- KNV: e-buchkatalog.de
- Libreka!
- Libri
- Weltbild
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Am 29. Januar 2012 um 10:39 Uhr
Wunderbar. Das lade ich mir gleich auf den Kindle. —Es stimmt aber, dass optisch noch einiges zu machen wäre an den ebooks. Kommt bestimmt.
Am 29. Januar 2012 um 11:01 Uhr
Nur ein kleiner Hinweis: ePub ist gerade das Format, das der Kindle nicht verarbeitet.
Am 29. Januar 2012 um 11:03 Uhr
Jetzt irritierst Du mich aber schwer. Wenn man publishen will, schickt man ePub oder PDF hin, und aussehen tut es genau wie ein aus InDesign exportiertes ePub.
Also präzisiere ich: Ich habe die Kindle- und die iBook-Ausgabe angesehen. Auf den anderen Portalen, die ePub anbieten, scheint es noch ein wenig zu dauern.
Am 29. Januar 2012 um 11:14 Uhr
Was man hinschickt, weiß wiederum ich nicht, aber ePub läuft derzeit definitiv nicht auf dem Kindle (ich habe und nutze einen). Kindle verarbeitet außer dem Kindle-eigenen Format auch Pdfs (wie gut weiß ich nicht) und mobi (das geht einwandfrei, dahin exportire ich meine freien ePubs, um sie auf dem Kindle lesen zu können).
Am 30. Januar 2012 um 10:23 Uhr
na, dann bekommen wir ja bestimmt bald belegexemplare – die gibts nämlich auch vom ebook … ;)
Am 31. Januar 2012 um 09:26 Uhr
Rezension
Benjamin Stein, Replay, C.H. Beck 2012, ISBN 978-3-406-63005-7
„Pan schweigt“ sollte das Buch nach den ersten Plänen von Benjamin Stein heißen, dessen Entstehungsgeschichte er bis etwa zur Hälfte des Buches fast täglich auf seinem literarischen Weblog „Turmsegler“ dokumentierte. Das hängt mit dem Beginn des Buches zusammen, das mit seinem Ende eine Klammer bildet, zwischen der sich der Protagonist des Buches erinnert an wichtige Jahre seines Lebens.
Ed Rosen ist über viele Jahre ein gefragter und überaus talentierter IT-Fachmann. Eines Morgens wacht er auf, will wie üblich mit seinen Zehen wackeln. Da entdeckt er am Fußende des Bettes einen herausragenden Huf. Gehört dieser Huf, so wie der Hirtengott Pan welche hat, zu ihm? Was ist eigentlich passiert?
Und er beginnt sich in der kurzen Phase des Wachwerdens zu erinnern an sein Leben und vor allen Dingen die vergangenen Jahre, in denen er als Softwareexperte ein sogenanntes UniCom mitentwickelt hat und auch dessen erster Träger war, ein Implantat, das die Sinneswahrnehmungen seines Besitzers protokolliert. Eine geniale, die Welt verändernde Erfindung, die alles das, was wir Realität nennen in sogenannten „Replays“ ( das wurde dann der eigentliche Titel des Buches) unendlich wiederholbar und auch veränderbar macht. Auch im Bereich der Erotik eine faszinierende Verlockung, der Ed Rosen auch über weite Teile des Buches nicht widerstehen kann und die Benjamin Stein ohne Plattitüden mit einer sensiblen und dennoch kräftigen erotischen Sprache beschreibt.
Seit seiner Geburt ist Ed Rosen behindert: „Die Muskeln, die mein rechtes Auge bewegen sollen, verweigern seit meiner Geburt den Dienst, du so steht dieses Auge unbeweglich im äußersten rechten Augenwinkel und starrt nahezu blind ins Leere. Ein Kainsmal…“
Als Ed Rosen mit Professor Matana in Kontakt kommt, der ihn für sein Projekt offenbar genau ausgesucht hat, ist die Zeit des fehlenden Auges bald vorbei. Ed Rosen ist ausersehen, der erste Träger eines Implantats zu sein, das in der digitalen Welt eine weitere Revolution bedeutet, es ist die Entwicklung einer Zwei-Wege-Kommunikation des Auges, die später von Matana expandierender und weltweit erfolgreicher und mächtig werdender Firma (die „Corporation“) noch weiterentwickelt wird. Zuvor muss er aber mit einer persönlichen Trainerin namens Katelyn ein mehrere Monate dauerndes Fitnessprogramm absolvieren. Diese Katelyn hat Rosen schon vorher kennen und lieben gelernt, und es wird nie ganz klar, ob auch diese später sehr erotische und für Ed Rosen sexuell erfüllende Freundschaft nicht von vornherein von Matana angebahnt wurde.
Die Darstellung des Professor Matana, der auch im Buch aus Chile stammt und irgendwann unter mysteriösen Umständen dorthin wieder zurückkehrt, hat mich erinnert an Humberto Maturana, einen 1928 geborenen bedeutenden Wissenschaftler uns Konstruktivisten, von dem hier nur ein Satz zitiert sei:
„Als lebende Systeme existieren wir in vollständiger Einsamkeit innerhalb der Grenzen unserer individuellen Autopoiëse. Nur dadurch, dass wir mit anderen durch konsensuelle Bereiche Welten schaffen, schaffen wir uns eine Existenz, die diese unsere fundamentale Einsamkeit übersteigt, ohne sie jedoch aufheben zu können. […] Wir können uns nicht sehen, wenn wir uns nicht in unseren Interaktionen mit anderen sehen lernen und dadurch, dass wir die anderen als Spiegelungen unserer selbst sehen, auch uns selbst als Spiegelung des anderen sehen.“
Nach dem erfolgreichen Versuch des Implantats an Ed Rosen, wollen im Laufe der Jahre immer mehr Menschen dieses Gerät eingepflanzt haben und die Firma tritt einen weltweiten Siegeszug an. Hier versucht Benjamin Stein in einer fiktiven Geschichte sich vorzustellen, wie es mit der Digitalisierung unserer Welt und Lebenswelt weitergehen könnte. Doch bei allen die Menschen beglückenden Veränderungen, es gibt auch anhaltenden Widerstand. So hat sich etwa Julian Assange mit Gesinnungsgenossen zum Ziel gesetzt, diese Entwicklung in ein „digitales Arkadien“ zu stoppen.
Und da ist die Sache mit dem Huf, der eines Morgens aus dem Bett von Ed Rosen herausschaut. Nur wer zu Beginn des Buches genau gelesen hat über die Jugendzeit des Ed Rosen, die er wie das ganze Buch in der Ich-Form erzählt, und seine Vorbereitung für seine Bar-Mizwa, die er als Sohn säkularer Juden auf jeden Fall feiern soll, kann den Zusammenhang mit dem Folgenden herstellen. Im Rahmen dieser Vorbereitung erzählte ihm sein Lehrer von Sheol, jenem Gebiet, in dem sich die Menschen auf dem Weg in die künftige Welt aufhalten müssten und in dem keine Lügen helfen. Jedes Detail aus dem Leben sei dort offenbar: „Wir würden zwar unseren irdischen Körper abgelegt haben, dafür aber in einer Art Geistkörper wandeln, und an jenen Körperteilen, mit denen wir in der hiesigen Welt gesündigt hätten, würden wir dort als untrügliche Zeichen tragen, die unser vergehen offenbarten: Verkrüppelungen oder Verkümmerungen.“
Am Ende des Buches, nachdem Ed Rosen seine Geschichte erzählt und den Leser in eine neue Welt mit beängstigenden Folgen geführt hat, liegt er immer noch im Bett und betrachtet seinen Huf. Benjamin Stein kommt selbst nicht mehr auf die Geschichte von Sheol zurück. Ob er das dem Leser überlassen will?