••• Die Belegexemplare sind unterwegs. Und nicht nur die von »Replay«. Am 1. Februar erscheint nämlich auch noch die Taschenbuchausgabe der »Leinwand«. Janz schön wat los grade…
Update: Und eben öffne ich noch eine Kiste. Darin die Belegexemplare der mazedonischen »Leinwand« – neun Bücher, die ich nicht lesen kann. Die Freude ist deswegen nicht geringer.
Am 19. Januar 2012 um 16:07 Uhr
Seltsam dieses Internet. Lese perlentaucher, stoße auf die Replay Besprechung in Glanz und Elend. So weit, so gut. Kann eine Leseprobe runterladen, hab sie noch nicht gelesen, aber da beginnt schon das Zweischneidige: Ich entscheide letzthin ausgehend von Leseproben, ob ich etwas kaufe oder nicht. Das führt natürlich bei Büchern zu genau dieser mangelnden Hingabe, die ich als allgemeines Wesen unserer Zeit zu erkennen glaube: Durch den Kauf des Buches, vor allem in papierner, in geringerem Maße durchaus auch in elektronischer Form – erhöhe ich die Chance, daß es zu einem Erlebnis werden wird, um ein Vielfaches.
Schlimmer noch wird es, als ich vom Wikipedia Artikel auf Benjamins Blog verwiesen werde(in dem er mir das Du durch seinen Ton gewissermaßen implizit anbietet), wo ich erfahre, daß er sich über die mazedonischen Belegexemplare seines letzten Romans freut und – en détail – daß sie einen Trailer für Replay gedreht haben. Nicht nur: daß ich der Ansicht bin, daß kein ernsthafter Autor sich aktiv daran beteiligen sollte, wenn ein Trailer für eines seiner Bücher erschaffen wird (er kann den vorgeschlagenen Filmemacher annehmen oder abweisen, sonst nichts), auch Blogeinträge über Belegexemplare, noch dazu in meinem eigenen anbiedernden Pseudoberlinerisch verfaßt, sorgen unmittelbar dafür, daß ich der Leseprobe sehr viel kritischer begegnen werde.
Das Mysterium um die Kunst, der Geniekult, entscheiden ganz erheblich über ihre Wirkung. In Anbetracht der Dinge, um die es in Replay scheinbar geht: plädiere ich für absichtiche Verwirrung, Vernebelung als Gegengift zur Transparenz, die die Welt so langweilig macht. Ich möchte mir den Autor vorstellen können, aber nicht beim Auspacken mazedonischer Belegexemplare. Darum: Eine absichtliches Zersplittern der Existenz als Gegengift der von Facebook erzwungenen Einigung auf den kleinsten gemeinsamen, also infantilen Nenner. Als Autor unter einem Namen nur Literatur produzieren, sonst nichts. (Interviews sind dabei weniger schlimm als ein eigenes Blog: Beim Interview steht ein Journalist zwischen mir und dem Schriftsteller, so daß ich seltendumme Aussagen auf diesen und seine Überarbeitung des gesprochenen Wortes schieben kann.) Meint man, auch bloggen zu müssen, dann unter einem anderen Namen. Möchte man sich auch noch als Fimemacher versuchen, dann unbedingt unter einem anderen Namen.
Am 19. Januar 2012 um 16:39 Uhr
Das ist eine Meinung. Teilen kann ich sie nicht. Wenn Ihnen Geniekult mehr liegt, bleiben Sie doch ganz beim Buch. Vielen anderen Lesern ist die Vorstellung sympathischer, es mit einem Autor zu tun zu haben, der auch sonst lebt und Experimente nicht nur in der Literatur wagt.
Zum Trailer will ich ausdrücklich anmerken, dass dies ein Kunstwerk für sich ist und zwar eine Schöpfung der Filmemacher Daniel Falk und Marcus Adam (abgesehen von den vielen anderen beteiligten Kreativen wie Musiker, Schauspieler etc.) Ich habe nur die Semmeln ans Set getragen :-)
Ich persönlich mag an diesen Blogeinträgen zum Buch, dass sichtbar wird, dass ein Buch eine Vorgeschichte, eine Schreibgeschichte, eine Produktions- und Präsentationsgeschichte hat. Das alles gehört dazu, damit Sie am Ende ein hoffentlich gelungenes Buch lesen können.