Die Wirksamkeit der Übungen stand und fiel mit der Atmung und einer eben wohlkontrollierten Körperspannung aus der Körpermitte heraus. Katelyn hatte mich bereits für meine Pushup-Routine in die Urgründe dieser Powerhouse-Atmung eingeführt, die allein schon die Bauchmuskeln zum Zittern brachte, ohne dass man nur einen Arm oder ein Bein hob. Ja, man musste kämpfen, und gelegentlich brannten die beanspruchten Muskelpartien wie Feuer, doch sobald die Übung beendet war, fühlte man sich wohl. Kein Schmerz, keine tiefe Erschöpfung. Anspannung und Dehnung wechselten sich ab, und so gewann man nicht nur an Kraft sondern auch an Beweglichkeit, ein völlig neues, beglückendes Körpergefühl. Ich fühlte mich beschenkt und warf meine ursprünglichen Vorbehalte bereitwillig über Bord. Ich hatte tatsächlich nicht gewusst, wovon ich sprach, als ich von Zuchthaus und teutonischem Strafsport geredet hatte.
Die Aktivierung der Bauchgegend hatte übrigens einen weiteren, nicht unangenehmen Nebeneffekt, den ich mit Staunen registrierte. Von gespannten Beckenboden stieg Lust auf und zwar so heftig, dass ich oft die Augen schließen musste, weil ich mich unmöglich auf die saubere Ausführung der Übungen konzentrieren konnte, während gleichzeitig mein Blick von den traumhaften Konturen des Körpers meiner Trainerin im Spiegel gefesselt war. Katelyn brachte das Kunststück zustande, die Bewegungen auszuführen, während sie sie mir erklärte und genau meine Ausführung kontrollierte. Und als wäre das alles noch nicht genug, lächelte sie mir über die Spiegelwand zu, als kostete das alles sie nicht die geringste Mühe.
Gab ich mich dem Genuss dieses Anblicks hin, konnte ich unmöglich weiter trainieren. Ich fiel in mich zusammen, und Spannung und Feuer aus der Bauchgegend rasten zwischen die Lenden. Wie oft hätte ich gern die Hand ausgestreckt und Katelyn berührt, sie umarmt und an mich gezogen. Aber solche Unterbrechungen sah unser Programm natürlich nicht vor. Jede Minute unserer einstündigen Workouts war detailliert geplant. Wenn Katelyn auch nicht verborgen blieb, was in mir vorging, genoss sie das Begehrtwerden doch stillschweigend und gönnte mir keine Schonung.
Erst am Ende der Stunde kam es gelegentlich vor, dass sie mich umarmte und nach einem innigen Kuss herausfordernd fragte, ob wir uns abends sehen würden. Es gebe noch andere Segnungen eines gestärkten Beckenbodens…
aus: »Replay«,
© Benjamin Stein (2011)