Der Duft
Hast du, mein Leser, je nach Schwelgerart
Inbrünstiglich und langsam eingesogen
Den Weihrauchduft im dunkeln Kirchenbogen,
Den Moschushauch, den treu ein Kissen wahrt?
O zaubrisch tiefer Reiz, in dessen Wogen
Vergangenheit und Gegenwart sich paart,
Wie wenn der Freund Erinnrungsblüten zart
Um der Geliebten schlanken Leib gezogen.
Denn ihrem schweren Haar, das knisternd flammt,
Schwellendes Kissen mir und Weihrauchschale,
Entströmt der wilde Hauch, der brünstig fahle,
Aus ihrer Kleider Musselin und Samt,
Durchtränkt von ihrer Jugend, Düfte steigen,
Wie sie dem Fell der jungen Tiere eigen.
Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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Am 31. Oktober 2008 um 21:46 Uhr
[…] Der Duft in einer weiteren Übersetzung. […]