An die 10.000 Bände umfasste Koeppens private Bibliothek. In den speziellen Kartons lagern Originale von Postkarten und Briefen. Die meisten Originale sind jedoch aus Sicherheitsgründen an einem anderen Ort untergebracht und im Archiv selbst lediglich Kopien einzusehen.
••• Als Koeppen-Fan habe ich mich hier ja schon ausgiebig geoutet. Dass ich die Einladung nach Greifswald ins Koeppen-Haus (mit angegliedertem Archiv) gar nicht ausschlagen konnte, ist also klar. Heute bin ich gegen Mittag im völlig zugeschneiten Greifswald eingetroffen, und Anett Hauswald vom Koeppen-Haus hat mich denn auch gleich vom Hotel abgeholt und ins Koeppen-Haus begleitet.
Katharina Krüger, die das dort untergebrachte Archiv betreut, hat mich durch die Regalreihen geführt. Das Archiv beherbegt Koeppens nachgelassene private Bibliothek. Das besondere daran ist, dass die Bücher in der Reihung katologisiert und ins Regal gestellt wurden, wie sie auch bei Koeppen standen. Das allein ist hoch interessant. So hatte Koeppen beispielsweise Regale mit den kompletten Reihen der Bibliothek Suhrkamp und der Regenbogenreihe der Suhrkamp-Taschenbücher. Einige Bücher aus diesen Reihen finden sich aber nicht in diesen Regalen, sondern waren über andere Regale in der Wohnung verstreut, meist in besserer Reichweite. Darunter habe ich diverse Titel entdeckt, die mich auch brennend interessieren. Aufgeschrieben habe ich mir zum Beispiel den Band mit Liebesbriefen von Majakowski an Lilja Brik. Muss ich besorgen. Nicht bei Suhrkamp sondern in einem Hamburger Verlag bereits 1925 erschienen ist ein (offenbar mehrfach gelesener) Band mit frühen Erzählungen Klaus Manns. Ich habe hineingelesen und war überrascht, wieviel Papa Mann in dieser frühen Prosa noch durchblitzte, was man von den späteren Romanen ja nun wirklich nicht sagen kann. Auch spannend.
Und noch eine Entdeckung: Koeppen hatte ein Regal mit alten Sinn-und-Form-Ausgaben, darunter eine Sonderausgabe aus dem Jahr 1957 zu Bert Brecht. Das war ein dickes Heft, drei Nummern in einem Heft gebündelt. Ich habe darin geblättert und vier Psalmen gefunden, die ich noch nicht kannte. Die Psalmen, Prosagedichte, von denen ich einige in einer von Werner Hecht besorgten Brecht-Gedichtauswahl (weinrotes Leinen!) kennenlernte, waren für mich und meine Lyrik-Versuche so um 1987 herum sehr wichtig. Ich durfte die Seiten kopieren. Davon später einmal mehr.
Auf einigen von Nomi Baumgartls Koeppen-Fotos, die in seiner Wohnung aufgenommen wurden, ist ein Papierfisch zu sehen, der über einer Tür aufgehängt war. Katharina Krüger von Koeppen-Archiv hat ihn (mit Zichroni-Handschuhen!) ausgepackt. Danke!
In der Mappe, die Katharina Fischer für mich öffnete, fand sich noch ein zweiter Papierfisch…
Dass sich Koeppen für asiatische Kurzgedichte interessiert hat, war mir auch neu. Gleich mehrere Haiku-Bände finden sich in den Archiv-Regalen, zusammenstehend, deutsche, japanische und zweisprachige Ausgaben.
Koeppen hatte gleich mehrere Bände mit Haikus in seiner Bibliothek, darunter auch einen zweisprachigen japanisch/deutsch
Ich durfte auch einen Blick auf Briefe, Postkarten und Manuskripte werfen, Originale wie auch Kopien. Die archivierte Korrespondenz umfasst etwa 12.000 Stücke! Und auch die Manuskripte des angeblichen »großen Schweigers« füllen ein stattliches Regal.
Von wegen faul: Koeppens Manuskripte füllen einige Ordner
Ein Koeppen-Roman? Also einer über Koeppen? Das wäre auch nochmal was! Aber bitte, ich muss/darf jetzt erst einmal die beiden Projekte zu Ende bringen, die aktuell auf der Agenda stehen.
Am 16. Dezember 2010 um 18:26 Uhr
Oh Bitte, ein Buch über Koeppen!
Er ist einer meiner wichtigsten Autoren, siehe »» hier.
Bitte!
Und ein gutes Chanukka, Connie
Am 17. Dezember 2010 um 12:38 Uhr
Wie ich soeben erfahre, würde sich eine gewisse Autorin mit mir duellieren wollen, wenn ich einen Koeppen-Roman schreiben wollte. Sie hätte da die älteren Rechte. Ob ich solche Violenz riskieren soll?
Chanukka ist ja leider schon ganz vorbei. Aber schön wars. Danke.
Am 18. Dezember 2010 um 22:52 Uhr
Duellieren ist gar nicht nötig. Die zwei Bücher wären doch völlig unterschiedlich.
Am 30. Dezember 2010 um 03:24 Uhr
[…] Benjamin Stein zu Gast und berichtet darüber. Auch ist von einem Roman über Koeppen die Rede. Dazu […]