am strand hab ich mich heute gehen sehn
mit kommissstiefeln an den füßen
zog ich schlurfend eine tiefe spur
zwischen deich und schlaffen wellenzungen
die den schlick ableckten unverkennbar grau
gesicht und schläfen und die augen
schwarze gruben voller erz
so bin ich hingegangen mit der stirn im wind
ein wenig taumelnd zögernd abgewandt
als ob ich widerginge hier und da
ein böenraunen und ein möwenschrei
und auf dem reetdachfirst des letzten hauses
hinter mir schon fast verdeckt vom halmspalier
der deichbebauung saß ein hahn aus blech
wie aufgespießt auf seinem rostdorn
unbeweglich unfolgsam und stolz
doch nur ein strich vor wolkendickicht
wenn man ihn wenden könnte
mit verschränkten armen und die fäuste
an die brust gepresst hab ich mich gehen lassen
und bin heimgegangen
heim
© Benjamin Stein (2010)
Am 8. Oktober 2010 um 14:51 Uhr
Tochter: Klang ein bisschen komisch.
Sohn: Mir gefällt´s nicht.
Tochter: Ich hab nichts verstanden eigentlich.
Sohn: Ich hab alles verstanden, aber soooooo ein komisches Gedicht! Mir gefällt der Text nicht.
Ich: Warum nicht?
Sohn: Irgendwie…. klingt das halt so komisch.
Tochter: Mir gefällt das Gedicht super.
Ich: Und warum?
Tochter: … weil´s ungewohnt ist.
Ich: Wieso? Papa macht doch oft Gedichte.
Tochter: Nööööööö. Jetzt gib nicht an Mama!
hihihi
Am 10. Oktober 2010 um 10:27 Uhr
Zum Bild des Hahnes habe ich noch etwas Interessantes gefunden: »Wie ist das mit dem Wetterhahn?«. Mir ist er hier ursprünglich nur in die Assoziationskette geraten, weil man den Wetterhahn, wie er sich auch »aufplustern« mag, nicht (mehr) sieht, wenn man genau in Windrichtung steht. Im Nachhinein das Symbol so ausgedeutet zu finden, hat allerdings auch etwas von freudschem Couch-Moment.
Am 10. Oktober 2010 um 12:52 Uhr
Link funktioniert nicht.
Am 10. Oktober 2010 um 12:56 Uhr
Ooops, gefixt.