In ihrem Kleid
In ihrem Kleid, das wie Perlmutter schimmert,
Scheint sie zu tanzen, selbst wenn sie nur geht,
Wie eine Schlange, die sich biegt und flimmert
Und auf des heiligen Gauklers Stab sich dreht.
Wie Wüstensand und Himmel unbekümmert
Um Menschenleid, das angstvoll ruft und fleht,
So wie die Welle, die den Damm zertrümmert,
Lebt sie dahin in träger Majestät.
Ihr Auge glänzt wie kaltes Mineral;
Und auf der Fremden und Geheimnisvollen,
In der sich Sphinx und Engel paaren wollen,
Die ganz aus Schimmer, Diamant und Stahl,
Liegt nutzlos funkelnd, wie ein Stern im Blauen,
Die kalte Hoheit unfruchtbarer Frauen.
Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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