••• Das Kürzel NaNoWriMo (schon mal was von LTI gehört?!) steht für »National Novel Writing Month«, wobei »national« hier USA meint. Diesen Nationalen Romanschreibemonat gibt es bereits seit 10 Jahren, und es ist immer der November, wahrscheinlich, weil man da eh nicht vor die Tür gehen mag. Worum geht es? Ganz einfach: Zwischen dem 1. November und dem 30. November einen Roman von 50.000 Wörtern (ca. 175 Seiten) zu schreiben. Quantität vor Qualität, heißt es in den FAQ: Just create! (Überarbeiten könne man dann später…)
Ich denke ja, wenn jemand nicht schreibt: Gut so! Einfach bleiben lassen und sich des Lebens freuen. Aber man kann darüber offenbar auch anderer Meinung sein. Mich interessiert brennend, was die Turmsegler davon halten.
Wer die Idee sympathisch findet, kann ja noch schnell die Bleistifte spitzen und heute um Mitternacht loslegen. Ich wünsche schon mal gutes Gelingen!
Am 30. Oktober 2009 um 14:01 Uhr
Da kann man bestimmt auch die eine oder andere Perle entdecken. Ich finde die Idee gut. Und es geht ja darum kreativ zu sein und Spaß zu haben, nicht einen Bestseller zu schreiben.
Vielleicht macht es aber Freude zu schreiben! Nur weil man es nicht gut kann, heisst doch nicht, dass man es bleiben lassen sollte.
Am 30. Oktober 2009 um 14:10 Uhr
Dann müsste man sich aber nicht dazu zwingen. Hast Du Dich schon mal zu 175 Portionen Schoko-Mousse in 30 Tagen gezwungen? :-)
Am 30. Oktober 2009 um 14:28 Uhr
Doch. Manchmal muss man sich zu Dingen zwingen und sich Zeiträume schaffen – obwohl sie sehr viel Spaß machen.
Ich muss mich auch immer wieder zum Zeichnen zwingen, sonst würde ich es wohl noch seltener machen. Und das obwohl es mir sehr viel Spaß macht.
Am 31. Oktober 2009 um 12:01 Uhr
Ich finds Quatsch. :-) Das „Novemberschreiben“ gibts leider auch in der Schweiz. Das ist, was ich dazu vor drei Jahren (bösartigst) schrieb (es war aber ein Spass, im Forum zu spannern, sooo ein Massenmasochismus!):
Tortuga boykottiert den November
Nach dem Rauchverbot hats uns nun ein weiteres Übel aus dem Kruden Westen angeschwemmt: Das „Novemberschreiben“. 50’000 Wörter in 30 Tagen, und das ist dann ganz automatisch ein Roman. Um die 7 Millionen neue „Romane“ zu Weihnachten, wenn alle Schweizer mitmachen. Galionsfigur Milena Moser („Die Putzfraueninsel“, „Schlampenyoga“) findet nämlich, dass jeder ein Buch schreiben sollte. Es kann also jeder Bücher schreiben, so wie jeder abnehmen kann, und in der Herde gehts natürlich leichter – bestimmt spielen sich die Schreibtreffen so ähnlich ab wie die Weight Watchers-Zusammenkünfte. Seiten rauf, Pfunde runter. Massenhysterie. Angeblich soll das Projekt dem „Roman den Mythos nehmen“. Schade, ich dachte immer, es MUSS schwer sein, einen Roman zu schreiben. Das Phänomen ist mir jedoch aus der Perspektive des Schreibens so lang wie breit, ich glaube nicht an Efffffizienz und Quantität, schon gar nicht an Gruppendruck. Es beunruhigt mich aber zutiefst in meiner Eigenschaft als Leser.
Meiner Meinung nach sollte jeder ein Buch LESEN, primär einmal. Vielleicht nicht gerade „Schlampenyoga“, aber es gibt ja auch Romane, die schwer zu schreiben waren.
PS. „Die Putzfraueninsel“ hätte schon durch einen anderen Titel viel gewonnen. „Das Eiland der Raumpflegerinnen“ oder so – Fernweh, politisch korrekt und elegant vergenitivt.
Am 31. Oktober 2009 um 18:13 Uhr
Und es ist mir klar, dass alle „richtigen“ Schriftsteller das Quatsch finden. Aber meiner Meinung nach sind viele Dinge nicht nur für die Profis da.
Am 1. November 2009 um 22:46 Uhr
Es geht gar nicht so sehr um die Sache selbst. Ich finde es immer Quatsch, wenn sich Massen zusammenrotten, um sich in irgendwas reinzusteigern. Besonders dann, wenn es wie beim Novemberschreiben nur darum geht, möglichst viel zu produzieren (Quantität statt Qualität, wie Benjamin sagte) und andere zu übertrumpfen (Wer mehr Seiten schafft, wer es überhaupt schafft etc., es gibt ja sogar eine „Rangliste“). Etwas lernen, das wär was anderes. Nur den Schweinehund besiegen?! … Der Schweinehund ist ein niedliches Nutztier, das man liebevoll pflegen sollte. Er soll eigenständig bleiben wie der normale Hund, nur auf die Wahre Arbeit darf er sich nicht fläzen, so wie der Hund nicht aufs Sofa.
Ausserdem verstehe ich ganz generell das Konzept „Hobby“ nicht. Entweder man macht etwas ganz oder gar nicht, und in allem, was man tut, muss man danach streben, ein Profi zu werden. Einfach irgendwas tun, damit die Zeit vergeht? Dafür ist doch das Leben zu kurz und das Nichtstun zu wertvoll.
Am 4. November 2009 um 17:30 Uhr
Ach, es wird viel zu wenig gefördert, was man (noch) nicht gut kann. Immer schaut man, dass man das übt, was man schon gut kann. Bei Kindern machen das übrigens auch viele so.
Man kann auch einiges machen, nur weil es einem Spass macht. Deshalb muss man kein Profi werden. Es geht gar nicht, dass man ein Profi wird in allem was man tut. Das hat auch nichts mit Zeitfüllen zu tun, sondern das Leben geniessen.
Letter by Neil Gaiman
Am 6. November 2009 um 11:43 Uhr
Ja, das kann ich schon nachvollziehen. Ich koche ja auch, obwohl ich es nicht allzugut kann, und meistens nicht ungern. Wobei das halt doch zu den Notwendigkeiten gehört, es ist nur eine schönere Notwendigkeit als die meisten anderen.
Aber „Spass“? Das ist wie Unterhaltung, und das braucht man nur, wenn einem langweilig ist. Mir ist nie langweilig. Wenn ich etwas tue, das ich nicht kann, dann weil es Freude macht (nicht Spass!) – und weil es letztlich der einen Wahren Arbeit dient. Wenn ich nicht weiterkomme, male ich, schleife Speckstein, züchte Kristalle und versuche mich an immer neuen seltsamen Dingen. Es stimmt, ich muss darin nicht Profi werden. Es erweitert die Möglichkeiten beim Schreiben, alles fokussiert auf diesen einen Punkt – und das ist nicht mein Wille, ich könnte dagegen nichts tun, selbst wenn ich wollte.
Einseitigkeit ist ein ernstzunehmendes Übel, das finde ich auch. Nach zehn Jahren in einem Studium und Beruf auf einem Gebiet, das mich zwar extrem interessiert, für das ich aber nicht das leiseste Talent habe, muss ich allerdings sagen, es ist ein verdammter Krampf, dagegen anzukämpfen. Ist ja irgendwie doof, wenn man bei einer anderen Tätigkeit mit halb soviel Arbeit viermal soweit kommt. :-) Und im Rückblick sehe ich auch, dass das wie alles andere nur immer an den Schreibtisch geführt hat; eine Hilfswissenschaft.
Und grade Kinder: wenn man sie lässt, tun sie auch mit Vorliebe das, was sie am besten können. Zu beneiden sind allenfalls die seltenen Menschen, die so ziemlich alles können, ohne dabei in irgendeiner Disziplin Meister zu sein. Oder diejenigen, die aus Überzeugung sagen können: „Man muss auch mal zufrieden sein. Gut ist gut genug.“ Das ist ganz gross. Nur bei manchen Berufen könnte es arg ins Auge gehen – bei Künstlern, Chirurgen, Piloten, Schuhmachern, Pilzkontrolleuren und Coiffeuers (z.B.) wäre „nur gut“ verheerend.