Ausschnitt aus einem Brief Vincent van Goghs an Theo van Gogh, London, 13. 09. 1873
Quelle: Van-Gogh-Museum Amsterdam / Huygens Institute
••• In dem letztens erwähnten Text Reinhard Jirgls zu den späten Gedichten von Charlotte Grasnick beginnt er mit einer autobiographischen Einlassung, dem Geständnis einer »Marotte«, seit Kindheitstagen beibehalten. Seit jeher, schreibt er, hätten Handschriften eine große Faszination auf ihn ausgeübt. Er habe sie oft, die Buchstaben nachschreibend, mit der Hand nachempfunden und sich der Vorstellung hingegeben, auf diese Art einen Zugang zur Persönlichkeit des ursprünglichen Schreibers finden zu können. Eine schöne Idee.
Die Faszination des Handschriftlichen kann ich allzu gut nachvollziehen. An der weißen Lyrikreihe des Verlages Volk und Welt liebte ich unter anderem die jeweils auf dem Vorsatzblatt untergebrachten Faksimiles mit Handschriftproben des Autors des jeweiligen Bandes. Ich erinnere mich noch an die bengalischen Kringel Tagores und die mit wilden Strichen und Figuren durchzogene Manuskriptseite eines Gedichtes von Benn. Warum ich diese Faksimiles mit so großem Interesse betrachtet habe, kann ich allerdings nicht erklären.
Sollte der eine oder andere Leser des Turmsegler das Interesse an Handschriften großer Künstler teilen, lohnt sich ein Besuch auf einer Website des Van Gogh Museums Amsterdam. Wissenschaftlich erschlossen, digital in Originalsprache und englischer Übersetzung präsentiert »Vincent van Gogh – The Letters« Briefe des großen holländischen Malers und zeigt dazu auch die gescannten Originale. Wer also nachschreiben möchte, um sich einmal so in van Gogh zu vertiefen… Aber schützt eure Ohren!