Virtueller Autopsie-Tisch in Aktion
••• Mordopfer werden in Belgien ebenso wie in Deutschland grundsätzlich einer Autopsie unterzogen. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben, da die Kriminalisten durch eine gründliche Untersuchung des toten Körpers viel über den Tathergang herausfinden können. Handelt es sich bei dem Opfer um einen religiösen Juden, steht die Chevra Kadischa, die für die Beerdigung zu sorgen hat, vor einem Problem. Der Tote soll eigentlich so unversehrt wie möglich bestattet werden. Bei einer Autopsie aber wird der Körper verheert. Die drei Körperhöhlen (Kopf, Brust, Bauch) müssen geöffnet, die Organe entnommen und untersucht werden. Zwar werden sie im Anschluss an die Untersuchung wieder im Bauchraum verstaut, der Schädel mit Zeitungspapier ausgestopft und die großen Y- oder T-förmigen Schnitte über Bauch und Brust grob vernäht. Aber das Blut beispielsweise »geht verloren«, und die Nähte zeugen deutlich davon, was dem Körper nach dem Tod noch »angetan wurde«.
Inzwischen habe ich erfahren, dass bei einer gerichtsmedizinischen Obduktion, die von der Staatsanwaltschaft angeordnet wurde, kein »Betriebsfremder« dabei sein darf. Also könnte auch kein Mitglied der Chevra Kadischa dabei sein, um sicherzustellen, dass wirklich alles, was zum Toten gehörte, auch begraben wird. Das erspart mir die Erfahrung, eine Obduktion live anschauen zu müssen. Allerdings musste ich mir beschreiben lassen, wie eine solche Obduktion abläuft und wie der Leichnam für gewöhnlich im Anschluss aussieht. Ein Freund von mir – der in der Synagoge hinter mir sitzt – hat während seines Medizinstudiums einige Wochen in der Gerichtsmedizin gearbeitet und hat mich bereitwillig mit den nötigen Informationen versorgt.
Wie der Schädel geöffnet wird und zwar so, dass das Gesicht unversehrt bleibt – das werde ich hier nicht erzählen, wohl aber in »Diamond District«. (Ein Balanceakt wird das wohl werden, die Auftakterzählung nicht zu freakig werden zu lassen.)
Besagter Freund ließ mich auch wissen, dass die Arbeit gerade in der Gerichtsmedizin ein hartes Brot ist. »Es gibt schlimme Leichen, besonders, wenn sie schon älter sind. Am furchtbarsten ist dann der Geruch…«
Eine neue Technologie könnte sich nun übrigens für die Mediziner wie auch für die Toten zu einem Segen entwickeln. Der virtuelle Autopsie-Tisch ermöglicht die eingehende Untersuchung eines Leichnams, ohne ihn öffnen zu müssen. Per Computertomographie und speziellen Röntgenverfahren werden digitale Abbilder des Körperinneren erstellt, die dann an dem virtuellen Seziertisch betrachtet, gewendet und bei Bedarf vergrößert werden können. Die Technik ermöglicht dabei das Ausfiltern bestimmter Informationen. So ist es möglich, beispielsweise ausschließlich das Skelett oder aber das Blutgefäßsystem zu untersuchen. Schnitte sind dann nur noch nötig, wenn bestimmte Fragen nur anhand von chemischen Analysen an Gewebeproben geklärt werden können.
Gefunden hat die Videos – wie könnte es anders sein – die Herzdame.
Virtueller Autopsie-Tisch (Norrköpings Visualiserings Center) auf Vimeo.
Virtuelle Autopsien (Norrköpings Visualiserings Center) auf Vimeo.
Am 14. Oktober 2009 um 22:53 Uhr
[…] Wunsch, bei einer Obduktion zu hospitieren, meinte sie – das müsse mir klar sein – würden sicher viele […]