Wir waschen die Toten meist nachts. Das ist die beste Zeit. Wenn eine scheidende Seele zum ersten Mal ahnt, dass es kein Schlafen und Träumen mehr für sie gibt, sucht sie häufig noch einmal die Nähe des Körpers, den sie verlassen hat. In jener ersten Nacht braucht sie Schutz und Trost, und wir wachen mit ihr.
••• »Meist wasche ich die Toten nachts.« So sollte der erste Satz von »Diamond District« lauten. So dachte ich jedenfalls, bevor ich nach Antwerpen fuhr. Solche Recherchen sind aufwändig, aber ich liebe sie, denn sie rücken die Ideen zurecht.
Auch die vier Teile von »Diamond District« werden Berichte von Ich-Erzählern sein. Aber der erste Teil, »Tahara«, der von der Arbeit der Chewra Kadischa, der »Heiligen Bruderschaft«, berichtet, die den Leichnam eines Mordopfers für die Beerdigung vorbereitet, gerade dieser Teil darf nicht mit »ich« beginnen. »Wir« muss es heißen, denn die Arbeit der Chewra ist Teamwork. Es braucht mehrere Helfer für die Tahara, das Waschen und Kleiden des Verstorbenen, die Vorbereitung des Sarges und die Totenwache zwischen Tahara und Beerdigung.