Shofar – © by *RoieG@deviantart.com
••• Und dies ist der Piyut, den Rabbi Amnon der Überlieferung nach an Rosh Hashanah sagte, bevor er starb. In der Aufnahme ist einer der berühmtesten zeitgenössischen Kantoren zu hören: Naftali Herstik. Er singt die Danziger Weise des Unetane Tokef, begleitet vom „Rinat“ National Choir und Raymond Goldstein an der Orgel. Wenn man in einer orthodoxen Synagoge auch weder einen gemischten Chor noch eine Orgel hören wird – weniger eindringlich klingt des Unetane Tokef a capella durchaus nicht.
Mögen alle, die es sich wünschen, zum Guten und zum Leben eingeschrieben und besiegelt werden. Wir lesen uns wieder – wenn gewünscht (und wenn alles gut geht…) – am kommenden Sonntag.
Wir wollen die Macht der Heiligkeit des Tages schildern,
denn furchtbar ist er und erschreckend;
an ihm wird sich Dein Königtum erheben
und Dein Thron auf Gnade gegründet sein,
und Du wirst auf diesem thronen in Wahrheit.
Wahrheit ist es, dass Du Richter bist,
der zurechtweist, der weiss und Zeuge ist,
der schreibt und besiegelt, zählt und berechnet;
Du gedenkst alles Vergessenen,
Du öffnest das Buch des Gedenkens, und aus ihm wird vorgelesen,
und die Unterschrift eines jeden Menschen ist darin enthalten.
In das grosse Schofar wird geblasen,
und ein leiser dünner Ton ist vernehmbar;
die Engel sind bestürzt, von Zittern und Beben ergriffen.
Und sie sprechen: Dies ist der Tag des Gerichts,
an dem das Heer des Himmels im Gericht zu prüfen ist,
denn auch sie sind in Deinen Augen nicht schuldlos im Gericht,
und alle Geschöpfe der Welt führst Du vorbei wie eine Herde.
Wie der Hirt seine Herde prüft, seine Schafe
unter seinem Stab hindurchgehen lässt,
so lässt Du vorbeiziehen, zählst, berechnest
und prüfst Du die Seele jedes Lebewesens
und bestimmst die Grenze jedem Geschöpf und schreibst ihr Urteil.
An Rosch Haschana wird man eingeschrieben
und am Jom Kippur besiegelt:
Wie viele hinübergehen und wie viele geboren werden,
wer leben wird und wer sterben,
wer zu seiner Zeit und wer vor seiner Zeit,
wer durch Feuer und wer durch Wasser,
wer durch das Schwert und wer durch ein wildes Tier,
wer durch Hunger und wer durch Durst,
wer durch Sturm und wer durch Seuche,
wer durch Ersticken und wer durch Steinigung,
wer Ruhe haben wird und wer Unruhe,
wer Rast findet und wer Zerrissenheit,
wer frei sein wird von Sorgen und wer voller Leiden,
wer erhöht wird und wer erniedrigt,
wer reich sein wird und wer arm.
Umkehr und Gebet und Wohltätigkeit wenden das böse Verhängnis ab.
Denn wie Dein Name so ist Dein Ruhm: schwer zu erzürnen, leicht zu besänftigen, denn Du willst nicht den Tod des Todesschuldigen, sondern dass er von seinem Wandel ablasse und lebe, und bis zum Tag seines Todes wartest Du auf ihn, wenn er umkehrt, nimmst Du ihn sofort an. Es ist wahr, dass Du ihr Schöpfer bist und ihren Trieb kennst, denn sie sind Fleisch und Blut. Des Menschen Ursprung kommt vom Staub, und an seinem Ende kehrt er zum Staub zurück, unter Lebensgefahr erwirbt er sein Brot; er gleicht einer zerbrochenen Scherbe, trockenem Gras, einer welkenden Blume, vorüberziehendem Schatten, schwindender Wolke, verwehtem Hauch, dahinfliegendem Staub und dem flüchtigen Traum.
Unetane Tokef (Konzertaufnahme)
Naftali Herstik & „Rinat“ National Choir
Orgel: Raymond Goldstein
© Beth Hatefutsoth, Tel Aviv
Am 16. September 2007 um 09:21 Uhr
[…] Das Gericht hat sich vertagt. Der Anwalt der Verteidigung ist […]
Am 17. September 2009 um 12:31 Uhr
[…] Wochende liegen die Bücher des Gerichts offen da: Wer wird leben, wer wird sterben? Und wenn ich dieses Jahr an den »großen weißen Tagen« meinen Kittel anziehe – […]