Yukio Mishima (1925-1970)
••• Die leidige Kränkelei der letzten Woche hat mich weit hinter alle Planung zurückfallen lassen. So kommt es mir jedenfalls vor; dabei bin ich nur acht Tage »ausgefallen«. Immerhin konnte ich Scheuer lesen. Heute bin ich wieder zu meiner U-Bahn-Lektüre zurückgekehrt. Das ist noch immer Lawrence Grobels Interview mit Capote.
Es wundert nicht, dass Capote sehr pointierte und in aller Regel nicht eben schmeichelhafte Meinungen über die Autoren seiner Zeit hatte. Und natürlich geht er auch heftig mit der Nobelpreis-Jury ins Gericht. Einen der von dieser Jury zwar erwogenen, am Ende aber doch nicht bedachten Autor, hebt Capote allerdings hervor, den Japaner Yukio Mishima.
Gelesen habe ich von Mishima noch nichts (wer hat?), aber vor Monaten bin ich schon einmal auf ihn gestoßen. Damals las ich zum wiederholten Mal »Die Kunst des Krieges« von Sunzi und stöberte in den Online-Ressourcen nach Informationen über den korrekten Ablauf des Seppuku-Rituals. Sunzi wie auch Tsunetomo Yamamoto in seinem »Hagakure« widmen diesem Selbsttötungsritual einiges an Aufmerksamkeit.
Seit der Meiji-Restauration im Jahr 1868 ist Seppuku in Japan offiziell verboten. Das hinderte den Schriftsteller Yukio Mishima jedoch nicht daran, am 25. November 1970 öffentlich und im Beisein von Journalisten Seppuku zu begehen.
Seppuku-Zeremonie am Ende der Edo-Zeit
Seppuko ist eigentlich eine »consentful execution«. Das Ritual muss mit einem Sekundanten ausgeführt werden.
Beim Seppuku schnitt sich der im Seiza sitzende Mann nach Entblößung des Oberkörpers mit der in Papier gewickelten und zumeist speziell für diesen Anlass aufbewahrten Klinge eines Wakizashi den Bauch ungefähr sechs Zentimeter unterhalb des Nabels (genannt Tanden; Zentrum der Balance des menschlichen Körpers und nach religiöser Auffassung der Sitz der Seele, im Zen auch die Hauptflussader des Ki) in der Regel von links nach rechts mit einer abschließenden Aufwärtsführung der Klinge auf. […] Nach Ausführung der Schnitte wurde vor oder nach der Ablage der Klinge von einem bereitstehenden Assistenten (dem Kaishaku-Nin oder Sekundanten, ebenfalls ein Samurai, meistens der engste Vertraute) der Hals mit einem Katana oder seltener mit einem Tachi von der Halswirbelsäule her weitgehend, jedoch nicht vollständig durchtrennt, um einen schnellen Tod herbeizuführen.
Quelle: wikipedia.de
Patzte der Sekundant, indem er den Schwerthieb zu früh oder zu spät ausführte oder den Kopf ganz abtrennte, konnte er dies nur sühnen, indem er selbst Seppuku beging.
Die Samurai führten das Seppuku hauptsächlich aus drei Gründen aus: Zum einen vermied es Schande, wenn man während einer Schlacht dem Gegner in die Hände fiel und Kriegsgefangener wurde. Des Weiteren konnte es beim Tod des Herren (Daimyō) ausgeführt werden, oder man protestierte mithilfe des Seppuku gegen einen irrenden Vorgesetzten (sic!, das könnte denen so passen…). Schließlich diente es auch als Todesstrafe.
Onodera Junais Ehefrau, einem der 47 Rōnin, bereitet sich auf das Jigai vor (Holzschnitt von Kuniyoshi in Seichū Gishinden, 1848)
Mishima wählte diesen Abgang aus Traditionsgründen. Schon 1968 hatte er in einem Interview zu Protokoll gegeben, »dass Seppuku nicht immer eine Niederlage bedeutet, sondern dich auch gewinnen lassen kann«.
In seinem wichtigsten Aufsatz Bunka Bōeiron (文化防衛論, dt. »Verteidigung einer Kultur«) argumentierte Mishima 1968, dass der Tennō, der Kaiser von Japan, die Quelle der japanischen Kultur sei und die Verteidigung des japanischen Kaisers somit auch eine Verteidigung der japanischen Kultur sei. Er formierte eine Privatarmee, die Tatenokai (Schildgesellschaft), um den Kaiser zu beschützen. […] Am 25. November 1970 nahm Mishima mit anderen Mitgliedern der Tatenokai in Tokio den diensthabenden Kommandanten der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte als Geisel und betrat im Beisein von Reportern den Balkon des Hauptquartiers. Er hielt eine Rede, in der er die Armee zur Besetzung des Parlamentes und zu einer aktiven Verteidigung des Kaisers aufrief. Sein Appell blieb jedoch auf Grund des Desinteresses der Soldaten folgenlos. Unmittelbar danach begingen Mishima und einer seiner Kameraden Seppuku, wobei Mishima sich von seinem engsten Vertrauten als Kaishaku-Nin sekundieren ließ.
Quelle: wikipedia.de
Zumindest einige von Mishimas Werken sind auch auf Deutsch erschienen. Man könnte (und sollte) sich also auch einmal davon unterrichten, was er als Autor zu bieten hatte.
Am 14. September 2009 um 11:42 Uhr
Gegenüber von Deinem Schreibtisch kannst Du was von Mishima finden. ;)
Am 14. September 2009 um 11:46 Uhr
Das war ja wieder klar. Wir sollten einen Steg dorthin bauen oder ein Fernrohr installieren :-)
Am 14. September 2009 um 11:49 Uhr
Können wir gerne machen. :)
Am 14. September 2009 um 16:13 Uhr
‚Geständnis einer Maske‘ habe ich noch in Erinnerung. Hang zum Pathos hat der Knabe. Nicht sonderlich beeindruckend. Hat mich jedenfalls nicht animiert, mehr zu lesen. Seinen Tod finde ich dementsprechend. Das Kaiserreich wiederherstellen zu wollen – Himmel, wozu das denn? Und diese Selbstüberhöhung in einem stilisierten Tod – muss sich arg wichtig genommen haben.