••• Zum Abschluss dieses Abstechers in die Welt des „Unaufhörlichen“ heute der Schluss-Chor.
Chor:
Ja, dieser Mensch wird ohne Ende sein,
wenn auch sein Sommer geht,
der Klang der Harfe,
die hellen Erntelieder
einst vergehn:
Große Gesetze
führten seine Scharen,
ewige Laute
stimmten seinen Ruf,
ahnende Weite
trug Verfall und Wende
ins Unaufhörliche,
das Alterlose.
Knabenchor zugleich:
Das Unaufhörliche -: Verfall und Wende
Im Klang der Meere und im Sturz des Lichts,
mondlose Welten überfrüht.
Mit Tag und Nacht
ernährt und spielt es sich
von Meer zu Meer.
Chor:
Das Unaufhörliche – durch Raum und Zeiten,
der Himmel Höhe und der Schlünde Tief -:
in Schöpfungen, in Dunkelheiten -:
und keiner kennt die Stimme, die es rief.
Die Welten sinken und die Welten steigen
aus einer Schöpfung stumm und namenlos,
die Götter fügen sich, die Chöre schweigen -:
ewig im Wandel und im Wandel groß.
Gottfried Benn, aus: „Das Unaufhörliche“
Ende der Zwanzigerjahre erwachte Paul Hindemiths Interesse an Benns Texten, er schätzte seine dichterischen Arbeiten. 1930 vertonte er drei Gedichte. Danach lernten sich Benn und der 1895 geborene Komponist persönlich kennen. Gemeinsam erarbeiteten sie das Oratorium „Das Unaufhörliche“. Benn und Hindemith arbeiteten gut ein Jahr an der Komposition, von Juli 1930 bis Juni 1931. Uraufgeführt wurde das Stück am 21. November 1931 in der Berliner Philharmonie. Es dirigierte Otto Klemperer. Das Publikum war begeistert, die Presse vermochte mit Benns Text nichts anzufangen, mäkelte an dessen existentialistischer Haltung herum.
Wie es zu der gemeinsamen Arbeit von Benn und Hindemith kam, lässt sich unter anderem bei RadioBremen nachlesen, eine Quelle, auf die auch André Thom in seinem Beitrag bereits verlinkt hat. Ebenfalls dort zu finden: der Mitschnitt einer Anmoderation durch Gottfried Benn für die Rundfunkausstrahlung des Oratoriums. Leider wird sie dort nur für RealPlayer angeboten. Ich erlaube mir daher, hier die Lingua-Franca- (sprich:) MP3-Version in den Podcast zu stellen. Wohl bekomms!
Gottfried Benn erläutert vor einer Radioübertragung das Oratorium – © RadioBremen
Am 31. August 2007 um 15:17 Uhr
Und es ist keinem aufgefallen, dass der Schluss-Chor hier gar nicht steht? Naja, ich werde es trotzdem ergänzen, auch wenn der Beitrag offenbar keinen einzigen Leser hat… *g
Am 12. Mai 2017 um 16:40 Uhr
doch, hat er. Jetzt mich. Allerdings knapp zehn Jahre nach seinem Erscheinen… (Wie sich erkennen läßt: Weblogs „vergehen“ nicht, wenn sie relevante Inhalte behandeln.)
Bei youtube gibt es übrigens eine italienische Version:
(Falls iframe nicht funktioniert, hier der Direktlink)