Lied
Lebe wohl den frühen Tagen,
die mit Sommer, stillem Land
angefüllt und glücklich lagen
in des Kindes Träumerhand.
Lebe wohl, du großes Werde,
über Feldern, See und Haus,
in Gewittern brach die Erde
zu gerechtem Walten aus.
Lebe wohl, was je an Ahnen
mich aus solchem Sein gezeugt,
das sich noch den Sonnenbahnen,
das sich noch der Nacht gebeugt.
Von dem Frühen zu dem Späten,
und die Bilder sinken ab –
lebe wohl, aus großen Städten
ohne Traum und ohne Grab.
Gottfried Benn, aus: „Das Unaufhörliche“
••• Zu finden ist der volle Text zum Oratorium nebst den nicht vertonten Teilen, Versuchen und Studien in der sehr schönen Benn-Gesamtausgabe von Klett-Cotta. In zwei Bänden findet sich die Lyrik und die künstlerische Prosa Benns. Was leider fehlt: „Probleme der Lyrik“, Benns Poetik-Vorlesung, die er 1951 an der Uni Marburg hielt.