in the metro – © lorseau@deviantart
für Claire
Einmal geht der Engel
Auch ganz nah an dir vorbei.
Es ist ein regnerischer Montag
Du fühlst dich älter als die Welt
Die Stiefel schlecht geputzt
Das Herz gänzlich verrostet
Aber deines Schicksals Engel geht vorbei
Dich mit Güte überschwemmend
Und einem rosa Lächeln
Halt ihn fest!
Dreh dich um!
Bevor er nur noch dem Winde gleicht.
Yvan Goll, aus: „Métro de la Mort“ (1934)
Deutsche Nachdichtung: Claire Goll
••• Unter den nach dem Umzug wiederentdeckten Büchern war auch ein dicker Reclam-Band mit einem Querschnitt durch das lyrische und Prosawerk von Yvan Goll. Gestern habe ich ihn zur Hand genommen, vielleicht weil der Titel „Gefangen im Kreise“ sehr gut zu meiner momentanen Verfassung passt.
Und schon nach einigem Blättern stosse ich auf eine Zeile, die ich für eine eigene gehalten, aber offenbar im „Libellenflügel“ doch zitiert hatte: „Einmal geht der Engel / Auch ganz nah an dir vorbei.“
Der Kontext, in dem ich diesen Vers zitiert habe, war jedoch ein ganz anderer als in diesem Gedicht. Die Geschichte, die dem Zitat folgte oder in die das Zitat eingebettet war, handelte von Azrael; und das nahe Vorübergehen des Engels war der Einbruch einer Erfahrung von Todesnähe in eine Situation, in der mit einer solchen Begegnung eigentlich nicht zu rechnen war. Davon wird noch zu erzählen sein, später einmal.
Heute lese ich den Vers ganz im Kontext, in den Goll ihn stellte. Ja, man müsste sich umdrehen; man müsste den Engel halten. Das aber ist keine leichte Sache, wenn man mit steifem Hals und halbblind durch den Tag eilt.
Das Foto übrigens hat mit dem Engel natürlich wenig zu tun. (Es sei denn, er ist es, der dort auf dem Bahnsteig einer Pariser Metrostation wartet…) Ich hab es ausgesucht wegen des Titels „Métro de la Mort“. Das ist der Band, in dem das Gedicht 1934 veröffentlicht wurde. Und als ich das Bild sah, erinnerte ich mich an eine Reise nach Paris mit meiner Frau vor einigen Jahren. Da gab es viele Momente, in denen der Engel sehr nah an uns vorbeiging…
Am 8. August 2007 um 12:57 Uhr
war die reise nach paris nicht letztes jahr?
Am 8. August 2007 um 12:58 Uhr
Das ist deutlich länger her. Leider!
Am 8. August 2007 um 13:04 Uhr
stimmt. 2005
Am 8. August 2007 um 13:05 Uhr
Sach ich ja, viiieeel zu lange!
Am 8. August 2007 um 13:17 Uhr
Ein feines Gedicht von dem Herrn Goll, hat er sicher bei Celan gestohlen :-()
aber meins ist auch nicht schlecht, nur anders
Am 8. August 2007 um 13:33 Uhr
Die Abschreibevorwürfe gingen ja immer in Richtung Celan. Und den „Celan-Sound“ hat dieses Gedicht ja eher nicht, oder?
Am 8. August 2007 um 13:56 Uhr
:-) das war doch nur ein spässchen gewesen, aber vielleicht hätte es celan so machen müssen, wie so ein kleines kindlein hätte er ihm sagen müssen, hey hör mal, wenn hier einer klaut, dann bist dass du…
ja der soubnd ist ein ganz ein anderer, ein wunderbarer, aber umdrehen
darf man sich nicht, das weiß doch jeder
Am 8. August 2007 um 14:00 Uhr
und die burger und die pommes und die marrokanischen speisen und die orientalischen süssigkeiten und der minztee…
…. sorry offtopic! und passender wäre auch baguette, eclairs, café au lait, käse und rotwein! ;)
Am 8. August 2007 um 14:01 Uhr
oh je ich krieg hunger
Am 8. August 2007 um 14:12 Uhr
weißt du was komisch ist, ich hab zwei Bücher von Goll und immer wird er Ivan geschrieben und Du schriebst ihn jetzt mit „Y“
Am 8. August 2007 um 14:26 Uhr
Auf dem Cover des Buches, aus dem ich hier zitiere, wird er Iwan Goll geschrieben. Das habe ich dann aber doch nicht übers Herz gebracht und stattdessen die Schreibweise gewählt, unter der er auch in wikipedia.de geführt wird.
Am 8. August 2007 um 21:36 Uhr
[…] Diese Bilder haben etwas mit Yvan Goll zu tun. Was? Morgen […]