••• Der Tempel brannte von Tisha b’Av die ganze Nacht hindurch, weithin sichtbar. Am 10. Av, gegen Mittag, war das Werk der zerstörerischen Horden vollendet. Deswegen gelten die Trauervorschriften in abgeschwächter Form noch bis zum 10. Av bis Chatzot, der Mitte des Sonnentages. Das war heute gegen 13.30 Uhr. Um 14:00 erhielt ich die folgende Nachricht:
Der Kuckuck ist tot. Unterm Nest, auf das er es abgesehen hatte, liegt er mit abgerissenem Kopf. Sein Blut versickert im Staub. Mag der Kadaver vermodern.
Ja, rationalisieren wir ruhig und nennen wir es eine „selbsterfüllende Prophetie“. Wenigsten war ich in dieser Sache ausserordentlich aktiv und habe mir nichts gefallen lassen. Aber es sind diese „Zufälle“, die mich immer wieder innehalten lassen. Dann erinnere ich mich an das Gleichnis mit der Ameise, die meint, immer geradeaus in die Unendlichkeit zu laufen. Doch dann zoomt die Kamera fort, und man sieht, dass sie im Innern einer Kugel immer im Kreis läuft. Ein Experimentator, der weiss, dass die Ameise nur zwei der drei Raumdimensionen erfassen kann, schaut ihr zu und lächelt.
Wenn auch wir Teil eines Experiments sind, Teil eines gigantischen Spiels, empfindet der Experimentator dann Vergnügen an unserem Irrtum, an den Fallen, in die er uns laufen sieht oder gar lenkt? Oder kümmert es ihn nicht?
Ich werde mir jetzt die Haare schneiden und mich rasieren. Die drei Wochen sind vorbei. Und der Kuckuck ist tot.