••• Vor einiger Zeit stand ich mit unserem Mashgiach schwatzend auf der Strasse und verscheuchte eine Taube. Er wurde umgehend bleich und wies mich zurecht, dass eine Taube, die sich uns nähert, die Seele eines Zaddik sei, die uns besuchen wolle. Sie zu verscheuchen, sei demnach, als würde ich den Besuch eines Zaddik zurückweisen.
Das war mir neu. Ich bin wirklich kein Taubenfreund. In Berlin, woher ich komme, heissen die Stadttauben Luftratten.
Das Hinterhofeck des Hauses, in das wir vor kurzem eingezogen sind, ist mit einem Taubennetz überspannt. Das ist eine sehr sinnvolle Massnahme, denn im Erdgeschoss befindet sich eine Wirtschaft und im Hof die Müll- und Bio-Tonnen derselben, ein Magnet für Ratten – aus dem Untergrund wie aus der Luft. Dieses Hauseck ist für die Tauben derart attraktiv, dass es ihnen immer wieder gelingt, Löcher in das Netz zu reissen. Da sie nicht sehr intelligent sind, finden sie so zwar den Weg ins Paradies aber nicht mehr den Weg hinaus. So machen sie sich breit auf den Fensterbänken unserer Flurfenster, die zum Hof hinausgehen und überziehen sie mit einer weiss-grünlichen Patina.
Die Fenster weit zu öffnen, empfiehlt sich gleich gar nicht mehr, wenn sich mal wieder so ein Paradiesvogel hinters Netz verirrt hat. Letztens kam der Taubenfänger, hat die Gefangenen eingefangen und das Netz gestopft. Es ist jedoch schon wieder zerrissen, und – wie man sehen kann – hat sich erneut eine Taube im Paradies eingesperrt und findet den Ausweg nicht mehr.
Meine Tochter trommelt jetzt immer ans Fenster, wenn die Taube auf der Fensterbank von ihren Irrflügen im Hof ausruht. Was soll ich ihr sagen? Verscheuch den Zaddik nicht?!
Am 17. Juli 2007 um 04:53 Uhr
Dieser Satz ist schlicht grandios!
Am 17. Juli 2007 um 12:22 Uhr
Na, Du weisst ja, das Unbewusste schreibt lauthals mit…
Am 17. Juli 2007 um 22:12 Uhr
[…] Weil wir gerade von Tauben sprachen… – Nebenbei: PostSecret ist […]