••• Bei meinen Streifzügen durch die poetischen Formenlandschaften bin ich früh auf eine Gattung gestossen, die sich seit längerer Zeit auch im deutschsprachigen Raum grosser Beliebtheit erfreut, obgleich es eine Form ist, die ganz und gar nicht für eine europäische Sprache gemacht ist. Die Rede ist von japanischen Kurzgedichten: Tankas und Haikus.
Der Tanka ist ein Fünfzeiler, der Haiku ein Tanka ohne die abschliessenden beiden Zeilen. Anders als bei den uns geläufigen Versmassen kommt es bei diesen Versen nicht auf die Hebungen und Senkungen in der Sprachmeldodie an, sondern auf die Anzahl der Silben pro Zeile. Der Haiku umfasst drei Zeilen mit 5 – 7 – 5 Silben, der Tanka besteht aus fünf Zeilen zu 5 – 7- 5 – 7 – 7 Silben. Reime sind nicht vorgesehen.
Einen Haiku hat mir die Piratin vor einiger Zeit verehrt. Ich mag ihn sehr und führe ihn daher nur zu gern als Beispiel an:
all the words I write
turn into moonlight-questions
your gaze makes the markSudabeh Mohafez (2007)
Und in deutscher Übersetzung ein Tanka von Yoshimi Kondo:
Im Sturm des Herbstes
die Berge überfliegt dort
der Schrei der Wildgans,die in die Ferne fortzieht,
in Wolken tief verborgen.Yoshimi Kondo (1913–2006)
Die Artikel auf wikipedia.de zu den Stichworten Tanka und Haiku sind so erschöpfend, dass ich ihnen gar nichts hinzufügen kann. Besonders interessant erscheint mir, dass bei dieser Gattung urpsprünglich nicht nur die Form, sondern auch der Themenkreis vorgegeben war. Natürlich wird in den europäischen Adaptionen diese thematische Beschränkung nicht berücksichtigt. Im Gegensatz zum konfuzianisch geprägten Osten darf sich hier in der Dichtung ein individualistisches Ich ausdrücken.
Eine Schönheit japanischer Tankas oder Haikus werden wir im Deutschen nie bewerkstelligen können: Da diese gewöhnlich in Hiragana (der japanischen Lautschrift) geschrieben werden und nicht mit Bilderschriftzeichen, ist die Komposition von Gedichten möglich, die – je nach Lautdeutung – völlig unterschiedlichen Sinn ergeben. So kann man zwei oder mehrere Gedichte in eines fassen. Sternstunden der Poesie, die vermutlich auch in der japanischen Dichtung nicht allzu häufig sind.
Am 2. Juli 2007 um 12:55 Uhr
A never ending Haiku >>> here. Auf deutsch.
Am 2. Juli 2007 um 12:56 Uhr
Jetzt klau mir doch nicht mein morgiges Thema! Grummel…. (*g)
Am 2. Juli 2007 um 13:25 Uhr
Ich besitze die erste 6000 Zeilen in Buchform (drei Bände sinds, wunderbar zum drin rumschmökern) da konnte ich nicht stillsein. Hatte ja keine Ahnung, dass du – grummel und so (obwohl es mich schon wunderte, dass du Dodel mit keinem Wort erwähntest).
Am 2. Juli 2007 um 13:36 Uhr
:)
Am 3. Juli 2007 um 00:03 Uhr
[…] Tankas haben oft einen Gesprächscharakter im Sinne von Rede (die ersten drei Zeilen) und Gegenrede oder […]
Am 20. November 2007 um 15:07 Uhr
[…] Aus dem Moleskine der Herzdame wächst heute eine Trauerweide. Und dazu bringt sie einen Haiku von Masaoka Shiki, dem Erneuerer der japanischen Dichtkunst. Je länger man diese wenigen Worte […]
Am 9. Dezember 2007 um 01:50 Uhr
[…] Meisterschaft. Besondere Beschränkung forderte vom Dichter (oder der Dichterin) in Japan der Haiku oder Tanka, der nicht nur die Anzahl Zeilen und Silben pro Zeile vorschreibt, sondern auch das statthafte […]
Am 2. März 2008 um 17:44 Uhr
[…] die Prosa und Lyrik miteinander verbindet. Ich musste sofort an Sudabeh denken. Denn sie mag die Form des Haiku und ist gerade jüngst wieder sehr aktiv auf ihrem Kurzprosa-Weblog “zehn zeilen”. […]
Am 30. Juli 2009 um 00:06 Uhr
[…] Ein Tanka, wohl noch »in progress«. Schnellen die Pfeile vom Bogen oder von der Sehne […]