Der Turmsegler

26. November 2006

Turmsegler

Turmsegler mit den zu großen Flügeln, der da kreist und schreit seine Freude rings um das Haus. So ist das Herz.

Er lässt den Donner verdorren. Er sät in den heiteren Himmel. Streift er den Boden, schlitzt er sich auf.

Sein Widerpart ist die Schwalbe. Er verabscheut die häusliche. Was gilt das schon: Filigran des Turms?

Er rastet in dunkelster Höhlung. Niemand hat es so eng wie er.

Im Sommer der langen Helle streicht er davon in die Finsternis durch die Fensterläden der Mitternacht.

Kein Auge vermag ihn zu halten. Er schreit, das ist sein ganzes Dasein. Ein schmales Gewehr streckt ihn nieder. So ist das Herz.

René Char, aus: „Der erzählende Quell“ (1947)
in: „Einen Blitz bewohnen“
© 1995 Fischer Taschenbuch Verlag

2 Reaktionen zu “Der Turmsegler”

  1. Zum Konzept literarischer Weblogs « Turmsegler

    […] Themenkomplex Literatur angepasst – und dies in doppelter Weise: Der Name »Turmsegler« geht auf ein Gedicht des französischen Dichters René Char zurück.19 Der Titel erscheint vor einer Reihe Bücher. Der Weblog »Turmsegler« begreift […]

  2. Verneigung vor Giacometti « Turmsegler

    […] Layout-Entwurf dieses Weblogs gab es einen Vogel, keinen Turmsegler, wie es zum titelgebenden Gedicht von René Char gepasst hätte, sondern eine Taube – von Giacometti. Als Jugendlicher habe ich zum ersten Mal […]

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