Spatien – das sind die Leerräume zwischen den Worten in einem Text. Oder auch die Leerstellen, die der Leser durch die Interpretation in einem Text auffüllt. Der Ort also, wo die ganze Action stattfindet.
••• Schon kurze Zeit, nachdem ich mich mit dem Turmsegler auf die Suche nach Entdeckungen in der Online-Literatur gemacht hatte, stiess ich regelmässig auf das blassbläuliche Banner von litblogs.net. In der Regel waren das Blogs, die ich nach kurzem Stöbern in den Feed-Reader übernahm, um sie zu beobachten. Geklickt habe ich auf das Banner allerdings nie. Auch über das zweite Banner – das sich häufig in direkter Nachbarschaft zu dem von litblogs.net befand – huschte ich mit der Maus hinweg: das von spa_tien. Das schreibe ich meiner Aversion gegen Werbung in Blogs zu. So jedenfalls bin ich um manche Entdeckung zielgerichtet herumgesurft.
Glücklicherweise ist es dabei nicht geblieben. Unterdessen war „Das andere Blau“ und ist nun auch der Turmsegler selbst im Metablog von litblogs.net gelistet. Und die Literaturzeitschrift spa_tien, die von den litblogs.net-Initiatoren Hartmut Abendschein und Markus A. Hediger halbjährlich herausgegeben wird, kam mir „druckfrisch on demand“ vor etwa acht Wochen via lulu.com ins Haus. Seitdem will ich darüber schreiben. Doch es kam bislang nicht dazu. Mit dem Heft, das man übrigens auch online lesen kann, hat das allerdings nichts zu tun.
„An den Tod“ – das schien mir in jedem Fall schon ein verheissungsvoller Titel. Aufmachung, Inhaltsverzeichnis und Editorial machten dann schnell deutlich, dass die Herausgeber ihr Unternehmen mit professionellem Anspruch angehen und diesen Anspruch auch einlösen. Nicht unähnlich manch anderer Literaturzeitschrift stehen die Hefte jeweils unter einem Schwerpunkthema. Hinzu kommt die freie Rubrik (spatien), in der Prosa- und Lyrikbeiträge unabhängig vom Themenschwerpunkt präsentiert werden. Das Heft ist sparsam mit Vignetten illustriert, das Layout ohne Tand und gut zu lesen, die Beiträge sauber gesetzt und schlusskorrigiert. Auch hier geben sich die Herausgeber keine Blösse.
Wirklich erfreulich aber fand ich die ausgewählten Texte: die Qualität hoch, Formen und Stile vielfältig; und jeder einzelne Beitrag lohnte, gelesen zu werden.
Die Macher dieses Heftes wollte ich unbedingt kennenlernen. Wie, fragte ich mich, machen die das – (fast) ohne Budget, ohne Abonnentenmodell, (fast) ohne Werbung? Im Gespräch mit Markus A. Hediger und später mit Hartmut Abenschein wurde es schnell klar. Enthusiasmus, Freude an der Literatur und daran, mit und für Autoren etwas auf die Beine zu stellen, sowie die Fähigkeit, zugunsten eines übergreifenden Projektes hinter das eigene Ego und die eigenen Ambitionen als Autoren zurücktreten zu können – das macht die Herausgeber und mit Ihnen ihr Heft ungemein sympathisch.
Heute war der letztmögliche Zeitpunkt, spa_tien in dieser Form im Turmsegler zu besprechen. Ab morgen werde ich befangen sein und zu kritischstem Blick verpflichtet – als neuer Mitherausgeber dieser interessanten Zeitschrift.
Es freut mich sehr, als „Dritter im Bunde“ das eingespielte Redaktionsteam von Hartmut und Markus mit Tat und Rat verstärken und an Entwicklung und Realisation von spa_tien mitarbeiten zu können.
Am 16. Mai 2007 um 12:38 Uhr
Wenn man dich kennt, kann man sich keinen Besseren für diese Aufgabe vorstellen.
Am 15. Juli 2007 um 00:06 Uhr
[…] Redaktionskonferenzen per Skype etc. etc. – das alles hat mir grossen Spass gemacht, den beiden Mitübeltätern Hartmut Abendschein und Markus A. Hediger wohl nicht minder […]