••• Erneut stellt Michael Perkampus in seinem Podcast Pod-z-Blitz seine Qualitäten als Gesprächsgastgeber unter Beweis. Dieses Mal sind die Autoren Markus A. Hediger und Alexander Nicolai bei ihm zu Gast. Hediger spricht über seine Übersiedlungspläne nach Brasilien, und so ganz nebenbei entspinnt sich zwischen Perkampus und Hediger eine hochinteressante Diskussion um die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Romanschreibens und die – vermutete oder tatsächliche – Natur literarischer Weblogs.
Im Anschluss spricht Alexander Nicolai über einen der wenigen „magischen Autoren“ der deutschen Romanliteratur: Gustav Meyrinck („Der Golem“). Die Vorstellung vom selbstmordgefährdeten Dandy Meyrinck, der im ersten je in Prag gesichteten Sportcoupé über den Wenzel heizt, um die Bürger zu verschrecken, wird mich durch den Tag begleiten, wenn nicht länger.
Der Perkampus-Podcast entwickelt sich von Folge zu Folge in erfreulichster Weise. So freut es mich sehr, dass ab Juni Sendungen in dichterer Folge mit festem redaktionellen Konzept geplant sind.
Für literarisch Interessierte gilt heute: Hingehen, anhören – Pod-z-Blitz!
Am 7. Mai 2007 um 11:41 Uhr
Kann man das Wort „magischer Autor“ vielleicht etwas genauer definieren? Und wenn es möglich ist ohne die übliche Hochmässigkeit, (damit meine ich nicht Dich Benjamin)
Am 7. Mai 2007 um 13:48 Uhr
Ich selbst könnte erst heute abends ausführlicher darauf antworten. Im Podcast finde ich das allerdings von p.- sehr verständlich umrissen, was die Gesprächspartner unter dem Begriff verstehen.
Am 7. Mai 2007 um 14:35 Uhr
Ich kann das nicht hören, ich hab Linux als Betriebssystem und der liest meine Soundkarte nicht …ansonsten wechsel ich ab und an zu Windows98, der liest zwar, aber dafür kann ichs nicht hören weil der Speicher nicht ausreicht… aber es ist Hilfe in sicht.
Übrigens entschuldige ich mich für den polemischen Ton..Ich möchte einfach gerne wissen was ihr unter magischen Autoren versteht, wie definiert ihr das. Ist Broch magisch? Herta Müller? Botho Strauß? Ist Kafka magisch? und soweiter, aber was macht es magisch…
Am 7. Mai 2007 um 15:17 Uhr
Einen umfangreicheren Abriss zu diesem Thema findest Du unterdessen bei „in progress“
Am 7. Mai 2007 um 15:54 Uhr
Das Problem ist doch, ich kann etwas empfinden wenn ich ein Buch lese, aber zum Beispiel einen Cortazar „nur“ als Dichter des magischen Realismus zu bezeichnen, es tut mir leid, das begreife ich nicht. Cortazar war ein politischer Dichter, in seinen Romanen diskutieren die Menschen stundenlang darüber wie sie das System ändern können, sie trinken, sie scheitern, sie existieren, sie lieben, sie entlieben, sie sterben, sie diskutieren über das Sytem. Cortazar war ein doch eher ein Linker als ein magischer Realist.
Es gibt ein Buch in dem er seine Reise nach Nigeragua beschreibt, dort wird es überdeutlich, so übrigens auch Garcia Lorca, oder Marquez, Neruda und natürlich auch Pamuk. Pamuk bewegt sich auch in der Welt des fantastischen, genauso wie Herta Müller und trotzdem sind sie politisch, weil alles politische ganz eng verbunden ist mit dem Leben, mit der Existenz eines Menschen.
Aber das ist meine Sicht, jeder liest ein Buch anders, mit jedem geschieht auch etwas anderes wenn er so ein großartiges Buch wie Rayuela liest.
Mir geht es nicht darum recht zu haben, mir geht es um Bewegung.
Literatur ist Bewegung, ist kein steifer Hemdskragen. Wenn es magische Autoren gibt, möchte ich wissen was sie magisch macht und andere nicht.
Darf magisch denn ausblenden dass es Cortazar vorallem um Menschenrechte um Gerechtigkeit ging. Vielleicht tauchen diese zwei Worte niemals in seinen Romanen auf, aber sie sind immer präsent.
Ich würde mich freuen wenn es einen echten dialog gäbe, den habe ich vielleicht mit meinem ersten Kommentar schon wieder zunichte gemacht. Aber mal sehen.
s. auch: Magisches Dreieck
Am 7. Mai 2007 um 17:23 Uhr
Hilbi, Du musst die Kategorien auseinanderhalten. Das eine bezeichnet doch politische, meinetwegen menschliche Überzeugungen, das andere bezieht sich auf Formen des Erzählens und Varianten des Umgangs mit dem Begriff Wirklichkeit.
Der magische Realismus bezieht ganz organisch Elemente von möglichen Wirklichkeiten jenseits einer nur vermeintlich existierenden „objektiven Realität“ ins Erzählen mit ein.
Es wäre durchaus ein „magisch realistischer“ Roman des Faschismus denkbar. Magischer Realismus bezieht sich zunächst auf das WIE des Erzählens, auf das WAS nur sekundär, wenn überhaupt.
Am 7. Mai 2007 um 18:16 Uhr
Aber das eine ist nicht ohne das andere denkbar. Ein Cortazar hätte nie so geschrieben wenn er kein politisches Bewusstsein gehabt hätte, davon bin ich überzeugt. Er hat sich die Art und Weise wie er schrieb nicht ausgesucht, auch das glaube ich und das ist schon das seltsame und wunderbare am Schreiben, dass man gar nicht weiß woher es kommt. Es gibt dazu sicher bedeutende essays von Walter Benjamin zum Beispiel. Sicherlich hat auch Cortazar über das Schreiben geschrieben.
Salman Rushdie tut das übriigens in zwei dicken Büchern. Er beschreibt auch so etwas scheinbar lapidares wie ein Fussballspiel und er tut es auf eine sehr magische Weise, wenn ich das einmal so sagen darf.
Am 7. Mai 2007 um 20:30 Uhr
Um Gottes Willen! Ist das zu fassen? Muss man sich so einen Quark antun, wie es die völlig inkompetenten Kommentar von Hilbi darstellen? Wenn man keine Ahnung hat, sollte man den Rand halten und zwar gründlich. So ein lächerliches Gefasel ist ja wohl unter allem Niveau.
Am 7. Mai 2007 um 20:37 Uhr
Das ist so falsch, dass es mir einen Stich ins Herz versetzt. Borges war politisch konservativ ausgerichtet, aber aus keiner seiner Erzählungen lässt sich seine politische Haltung ablesen oder rekonstruieren. Dass ein Autor sich ganz auf die Sprache einlassen kann und seine Überzeugungen aussen vor lässt – das ist es, was Borges und Cortázar zu den ganz Grossen macht. Wer diesen Sog der Sprache, das sich Hingeben an die Eigendynamik eines Stoffes nicht versteht, hat vielleicht etwas von den Realisten verstanden, aber ganz sicher nichts von den magischen.
Das wirklich Seltsame, Herr Hilbi, ist, dass Sie einige Sätze später selber schreiben:
Ja, was nun?
Als Leser, der nebenbei auch ein bisschen schreibt, erachte ich es als meine Pflicht, einen Text für das zu nehmen, als was er sich präsentiert. Der Autor interessiert mich nur insofern, als er sich in einer Textstrategie zu erkennen gibt. Ich als Leser treffe mich mit dem Autor im Text, nicht über seine Biografie. In ihren Texten haben sich die beiden obengenannten Herren als hervorragende Schriftsteller zu erkennen gegeben, nicht als Anhänger welcher Partei oder politischen Richtung auch immer.
Am 7. Mai 2007 um 21:00 Uhr
Ich denke Sie sind Dichter Herr P, was ich übrigens bezweifle, denn eigentlich heißt es nicht Rand, was soll denn ein Rand sein? Ein Rand kann das Ende eines Gebietes sein, man nennt es Randgebiet, vielleicht haben Sie schon mal davon gehört. Also lassen Sie sich das mal erklären, es heißt nicht Rand, es heißt Mund, sie haben sich doch so verändert, sind ein ganz anderer geworden und vergleichen Menschen ja niemals mit Ungeziefer nicht wahr.
Übrigens ich weiß das Borges Konservativ war, vielen Dank für die Belehrung, kommt nur etwas zu spät. Aber ich sprach von Cortazar und der war ein Linker, was auch sonst und deshalb hat er über das geschrieben, über was er geschrieben hat.
Um was geht es denn in dem Roman „Brief für Manuel“. Es geht unter anderem um eine Gruppe von Leuten die einen Bombenanschlag vorhaben und vorher diskutieren sie darüber, oder liest Perkampus immer nur die Stellen in dem gevögelt wird, das kann ich mir nicht vorstellen.
Also zu behaupten das Cortazar nicht politisch sei ist absolut frech, schade dass man ihn deshalb nicht mehr fragen kann.
Tatsächlich treffe ich mich mit dem Autor auch im Text und tatsächlich schreibt Herr Cortazar ein Buch über Nigeragua…kennen sie das Land? Es wurde einst von einem Diktator beherrscht, die Sandinisten beendeten die Diktatur. Cortatzar hatte eine menge Freunde dort, er hat den Kampf der sandinisten garantiert auch finanziell unterstützt, wenn er das konnte.
Was ist denn ihr Niveau Herr P?
Am 7. Mai 2007 um 21:04 Uhr
Ich sehe folgendes: Du bist ein oberflächlicher Leser. Du eilst durch die Bücher, wie eine Hausfrau durch den Supermarkt kurz vor Ladenschluss. Dabei bleibt es nicht aus, daß du von vielen Namen schon gehört hast, das meiste allerdings nicht, so präsentiert es sich in den meisten deiner Auftritte, verinnerlichen kannst.
Du kannst deine Angst und dein Minderwertigkeitsgefühl nicht dadurch in den Griff bekommen, indem du einen unreflektierten Einheitsbrei erschaffst und nur erkennen lässt, daß dir sämtliche Grundlagen einer Literaturtheorie und den ästhetischen Modellen, von denen wir reden, völlig abgehen.
Du schreist nach Anerkennung, aber dir gelingt es nicht, einen Diskurs einzuleiten und auf einen stringenten Punkt zuzuführen
Es ist dummes Zeug, jeden Schriftsteller nach seiner politischen Meinung zu erkunden, und von Marquez über Asturias bis hin zu Vargas Llosa waren oder sind alle Dichter Lateinamerikas in irgendeiner Form auch politisch tätig, ebenso wie man davon ausgehen kann, daß sie ab und an onanierten. Würde jemand, der halbwegs bei Trost ist, nun behaupten, Marquez sei in erster Linie ein Wichser gewesen? Ich glaube kaum.
Muß ich ETA Hoffmann als Richter lesen, Schnitzler, Benn und viele andere als Arzt? Rimbaud als Waffenhändler?
Am 7. Mai 2007 um 21:10 Uhr
Es geht nicht darum ihn nach politischen Meinungen zu erkunden, das habe ich gar nicht gesagt. Ich sage nur, das politische Bewusstsein von Cortatar führte genau zu diesen Romanen, wäre er ein unpolitischer Mensch gewesen hätte er etwas völlig anderes geschrieben. So geht es doch allen die schreiben, jeder kann über das schreiben was ihn anfrißt und das können in Lateinamerika durchaus die Diktaturen sein. Ich kann mich an Hundert Jahre Einsamkeit von Marquez erinnern, da werden die Arbeiter einer Bananenplantage platt gemacht, da fahren politische Parteien durch das kleine Dorf und verkünden das große Heil.
Diesen Roman kann man gar nicht ohne politisches Bewusstsein schreiben.
E.T.A Hoffmann war Richter und hat sich in der Stadt herumgetrieben um Schabernack getrieben, das ist etwas ganz anderes, in seinem Bewusstsein war er niemals Richter, er war Musiker und Dichter.
Du kannst es nur polemisch, Du weißt nichts von mir und behauptest irgendwelchen Mist. Das oberflächliche lesen kann ich Dir nämlich genauso vorwerfen. Warum liest Du dann nicht mal „Brief an Manuel“ und sagst mir dann um was es geht? Natürlich geht es bei Cortazar nie nur ums politische und wahrscheinlich spielt es tatsächlich die geringste Rolle, aber trotzdem ist es da. Er kommt aus einem unterdrückten Land, die Menschenrechte wurden dort mit Füssen getreten, so etwas läßt einen Dichter doch nicht kalt.
Am 7. Mai 2007 um 21:16 Uhr
Das mag sein, aber ich erinnere daran, dass es hier um die Frage des magischen Realismus ging. Und genau und nur darum. Und hierfür spielen politische Ansichten nun einmal keine Rolle.
Am 7. Mai 2007 um 21:19 Uhr
Es ging allerdings nicht im geringsten um ein politisches Bewusstsein, sondern es ging um Literatur. Wenn wir uns über Politik unterhalten wollten, würden wir ein Politforum gründen.
Was ETA Hoffmann betrifft, war er sehr wohl ein verantwortungsbewusster Richter, sonst wäre er es gar nicht erst geworden, in einer Zeit, die man sich bitte etwas näher besehen muss, um zu verstehen, was es hieß, ein öffentliches Amt zu bekleiden.
Doch noch einmal: Es geht um literaturtheoretische Aspekte und nicht darum, wer politisch oder gesellschaftlich in irgendeiner Form aktiv war… das trifft auf Cortázar dann auch nur auf seine Alterseinstellung zu.
Am 13. Mai 2007 um 21:21 Uhr
[…] In der letzten Woche gab es hier einen Schlagabtausch, der mich persönlich noch immer beschäftigt. Vorher und nachher gab es in dieser Debatte einige […]