Lift it – with the Feathers
Not alone we fly –
Launch it – the aquatic
Not the only sea –
Advocate the Azure
To the lower Eyes –
He has obligation
Who has paradise
Emily Dickinson (1830-1886)
••• Wieder eine Entdeckung in den »akzenten«: das unautorisierte Werk der Emily Dickinson. Nur sieben ihrer Gedichte wurden zu ihren Lebzeiten publiziert – und nicht etwa, weil sie verkannt worden wäre. Sie wollte es so, sandte nur ausgewählte Texte in Abschriften per Brief an wenige Freunde. Zwei Drittel ihrer Gedichte, nimmt man an, hat sie nie jemandem gezeigt. Ihr gesamtes Werk – an die 2.000 Gedichte – fand sich nach ihrem Tod in Kladden und auf Zetteln, handschriftlich notiert, mitunter schlecht lesbar, so dass bei vielen Gedichten Unsicherheiten bleiben, was den genauen ursprünglichen Wortlaut und so manche Zeichensetzung angeht. Mir imponiert diese Art des Schreibens, die sich an kein Publikum richtet und so auch keinerlei Rücksichten zu nehmen braucht.
Gunhild Kühler hat über 600 Gedichte von Emily Dickinson ins Deutsche übertragen. Erschienen sind sie bei Hanser in einer zweisprachigen Ausgabe, die ich mir noch besorgen muss. Man sollte unbedingt die Originale lesen. Wenn Gunhild Kühler für ihre Übertragungen auch mit dem Paul-Scheerbart-Preis 2008 geehrt wurde, gilt doch für ihre wie wohl für jede Lyrik-Übersetzung, dass sie mitunter nur eine mögliche Lesart in die andere Sprache zu transportieren vermag. Doch welche? Das muss man fragen, insbesondere bei einer Dichterin wie Dickinson.
Noch ein Zitat, dieses in Übertragung:
Den Zeitstrom runter
Steuerlos
So haben wir zu segeln
Geheim der Hafen
Sturm um uns
Und welcher Kapitän
Wagt so etwas und welcher
Freibeuter hißt sein Tuch
Ohne den Wind zu kennen und
Den Stundenplan der Flut –
Am 1. März 2009 um 11:23 Uhr
Hinweisen möchte ich auf eine weitere Ausgabe:
Emily Dickinson
Dichtungen
hrsg. von Werner von Koppenfels
Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 1995
Gezählt habe ich die Gedichte darin allerdings nicht. Jedoch enthält diese Ausgabe eine Konkordanz zur Nummerierung der amerikanischen Ausgabe von Thomas H. Johnson. Die Übersetzungen des Herrn Koppenfels sind nicht unbedingt mein Geschmack, aber das Buch ist sehr schön besorgt, angenehm platzsparend gedruckt und fällt nicht gleich beim Durchblättern auseinander. Es enthält allerdings nur eine Auswahl der Gedichte der Frau Dickinson. So ist No. 1348 („Lift it — with the Feathers“) z.B. nicht darin enthalten.
Hier findet sich im Netz eine Liste mit angeblich allen ihrer Gedichte.