Einst griffst du meinen Namen
Auf deiner Feuerharfe
Wo wir auch hintraten
Wuchs vierblättriger Klee
Wir schwiegen wie zwei Gärten zur Nacht
Vorm Flüstern der Quellen unsrer Herzen
Es gab nur Festtage in deinen Blicken
Unsre Hände waren voller Gebete
Die Vögel sangen nichts als Hymnen
So sehr liebten wir uns
Heute wein ich allein
Die heimatlosen Tiere
Schlafen im Sägmehl meiner Haare
Der Spiegel des Sees zersprang
Deine tausend nährenden Lächeln
Liegen auf seinem Grund
Umsonst such ich dich:
Du bist abgereist
Nach dem sechsten Kontinent
Und nahmst unsre Sonntage mit
Claire Goll (1901-1977)
aus: Poemes de la Vie et de la Mort (1927)
••• Irena Stasch hat sich die Mühe gemacht, eine Online-Anthologie deutschsprachiger Liebeslyrik zusammenzustellen. Derzeit umfasst die Sammlung über 3500 Gedichte von 124 Dichtern und Dichterinnen deutscher Sprache. Wenngleich auf deutsche Werke ausgerichtet, finden sich in Irina Staschs Online-Sammlung inzwischen auch Übersetzungen, etwa des „Hohelieds“. Liebeslyrik aus anderen Kulturkreisen und Sprachen stellt Frau Stasch in ihrem Online-Monatsmagazin „Das Liebes – Poetische – Manuskript“ vor.
Und was finde ich da auf den Deutsche-Dichterinnen-Seiten? Ein Gedicht von Claire Goll. Ein Büchlein mit Texten von Claire und Yvan Goll habe ich einmal in der Berliner S-Bahn verloren. Das Gedicht habe ich nicht vergessen.