Ich brauche endlich wieder eine Liebe.
Sie muß nicht glücklich sein,
sie muß nur machen,
daß ich noch einmal
an den Ort gelange,
an dem die Hoffnungen gegeben werden.
Doch dorthin kommt nicht einer ohne Liebe.
Und wäre sie auch nur
von kurzer Dauer.
Und würde sie mich auch
in Stücke reißen.
Ach, träfe mich noch einmal
eine Liebe.
Nur nicht tagtäglich
dieses kleine Sterben.
Heinz Kahlau (geb. 1931)
aus: „Du. Liebesgedichte.“, Aufbau Verlag
••• Wenn von Liebesgedichten die Rede ist, muss ich Heinz Kahlau erwähnen. Meinen ersten Gedichtband überhaupt bekam ich von meiner Mutter geschenkt. Ich war damals elf. Sie hatte eine sehr gute Wahl getroffen. Heinz Kahlaus Band „Du. Liebesgedichte“ hat viele Auflagen erlebt und ist noch immer in einer schönen Ausgabe bei Aufbau erhältlich.
Kahlaus Gedichte sind mit den bisher hier zitierten Stücken schwer zu vergleichen. Kahlau ist nüchtern, er ist nicht der Dichter der grossen Bilder, der dichten Empfindungsschilderungen. Doch zumeist treffen seine Gedichte ein „Elementarteilchen“ des menschlichen Gefühls. Und das ist schliesslich auch eine wesentliche Zutat wirklicher Dichtung.