••• Der Showdown zwischen Wechsler und Zichroni und Wechslers vergebliche Flucht vor Ben-Or in der »Leinwand« finden in einem Hain kurz vor der Stadtgrenze von Jerusalem statt. Bislang konnte man diesen Hain finden, wenn man der Beschilderung zum »Beit Jellin« folgte und dann am Beit Jellin vorbei über einen unbefestigten Weg weiter fuhr. Der Weg führte direkt zum Mayan Moza, jener historischen Mikweh, die ich dank Rav Landsmann am 2. Januar 2008 während meiner ersten Recherche-Reise nach Israel entdeckt und in der ich an diesem wirklich kalten Morgen auch untergetaucht bin – wie später Wechsler im Roman. Ich wusste damals nicht, dass ich die letzte Gelegenheit dazu genutzt hatte.
Aufgrund von Streitigkeiten zwischen zwei haredischen Gruppierungen, die beide diese Mikweh für sich beanspruchten, kam der Ort schnell herunter. Als ich mit Yechezkel Schatz Anfang Januar 2011 noch einmal dorthin fuhr, war ich entsetzt. Aus dem Ort mit der besonderen Ausstrahlung war eine Müllkippe geworden, die Mikweh selbst ausgetrocknet, als wäre ihr das Verhalten der Haredim so peinlich, dass sie sich komplett verweigerte.
Vor drei Wochen nun – wieder Anfang Januar und weitere drei Jahre später – bin ich mit Einat erneut dort gewesen. Und wieder war es schockierend. Es gibt keinen Hain mehr. Es gibt keine Müllhalde mehr. Aber auch von der Quelle und der Mikweh war nichts mehr zu sehen. Es scheint, als sollte die Straße nach Tel Aviv verbreitert werden, oder es stehen andere Bauvorhaben an. Der Bereich um den Weg zu Mayan Moza ist jedenfalls planiert, die meisten Bäume sind gefällt, und erst nach einigem Herumsuchen fiel uns ein kleines, von einem Wellblech-Bauzaun abgeschirmtes Areal auf. Wir waren nicht die ersten, die nach Mayan Moza suchten. An einer Stelle des Zauns war das Blech zur Seite gebogen, so dass man einen Blick auf das abgesperrte Areal werfen konnte.
Die Becken von Mayan Moza erkannte ich sofort. Sie stehen noch immer trocken. Man hat also immerhin nicht gewagt, den Ort einfach zu vernichten. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass man die Quelle und die Mikweh an dieser Stelle wird erhalten können. Ich werde wieder dorthin fahren, vielleicht vorsichtshalber in kürzeren Abständen. Sonst stehe ich womöglich im Jahr 2017 vor einem Apartmenthaus, wenn ich nach dem Ort suche, an dem Wechslers mystische Wandlung stattgefunden hat.