••• Endlich, endlich wird es eine Haynal-Ausstellung in München geben. Darüber freue ich mich. Enttäuschend ist, dass diese Ausstellung nur einen winzigen Ausschnitt seines Werks zeigen wird, nämlich seine reich illustrierte und kalligraphierte Pessach-Haggada. Die Einzelblätter seiner Haggada werden über Pessach im Foyer der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) am Jakobsplatz ausgestellt.
Pessach und der Auszug aus Ägypten, das sind Geschichten von Befreiung und Grenzgängen, ja Grenzüberschreitungen. Die Vernissage, die ich mit großer Freude für Moran Haynal moderieren werde, wird ebenfalls ein Grenzgang werden. Das darf ich versichern.
Wenn nun schon nach so vielen Jahren endlich eine erste Ausstellung von Werken Haynals in München stattfinden kann, will ich es mir nicht nehmen lassen, auf der Vernissage den Künstler vor dem Hintergrund des gesamten Spektrums seines Schaffens vorzustellen.
Moran Haynal wurde 1949 in Budapest geboren. Sein Vater gehörte zur sozialistischen Nomenklatura und war als Auslandskorrespondent in Berlin, Prag und Kairo tätig, leitete verschiedene Zeitungen in Budapest und wurde schließlich Präsident des ungarischen Staatsfernsehens. Für dieses gesundheitlich ruinöse Amt wurde er anschließend mit dem Posten eines Botschaftsrats in Wien belohnt.
So lebte Moran Haynal schon als Kind in verschiedenen Städten, in Prag, in Berlin und schließlich als Student in Wien. Während in Ungarn lediglich der staatstragende sozialistische Realismus akzeptabel war, studierte Haynal an der Wiener Kunstakademie, »wo man alles machen und ausprobieren durfte«. Als der Vater nach Abschluss dieses Studiums nach Budapest zurückgerufen wurde, war es jedoch mit der Freiheit vorbei…
Wie es Haynal in den Folgejahren als suspekter junger Künstler in Ungarn erging, über welchen gewundenen Weg er zur Orthodoxie fand und schließlich nach Israel auswanderte und was ihn vor über drei Jahren nach München verschlagen hat – das alles werde ich erzählen.
Moran Haynal ist nicht nur Maler, sondern auch Grafiker, Gebrausgrafiker, Fotograf und Sofer (Kalligraph). Der Kern seines Werks sind aber sicher seine großformatigen Gemälde, von denen hier schon öfter die Rede war. Es führte kein Weg zu einer Ausstellung dieser Arbeiten in der IKG. Auf der Vernissage werden wir sie immerhin in Projektion zeigen können, und natürlich werde ich auch über diese Bilder sprechen. Sie haben eine wesentliche Passage in meinem neuen Roman »Replay« inspiriert, der ebenso ein Grenzgang werden wird wie Moran Haynals Gemälde. Besagte Passage werde ich im Anschluss an meine Vorstellung lesen. Es gibt also auch eine »Pan«-Premiere an diesem Abend.
Diese Vernissage sollten sie sich nicht entgehen lassen. Sie findet am Montag, dem 4. April ab 19:30 Uhr im Jüdischen Gemeindezentrum am Jakobsplatz statt. Sie werden zwei orthodoxe Künstler erleben, die sich notwendigerweise – wie ich behaupte – auf einem ständigen Grenzgang befinden. Gut möglich, dass wir beide im Anschluss an diese Veranstaltung religiös geächtet sind. Aber das kümmert uns nicht, denn wir sind schon lange keine Sklaven mehr – weder eines sozialistischen Staatswesens noch der Religion. Und das ist gut so.
Am 24. März 2011 um 10:29 Uhr
Wir hoffen sehr, dass Berlin die nächste Station ist! Herzlich aus der Hauptstadt!
Am 24. März 2011 um 22:20 Uhr
Ein Link zu seiner Webseite fehlt.
Am 7. April 2011 um 14:19 Uhr
Frau Gümbel berichtet heute in der »Jüdischen Allgemeinen« über die Vernissage.
Am 13. April 2011 um 21:35 Uhr
Der jüdische Mundfunk hat gesendet, euer Rabbiner – Rabbiner Langnas – will aufhören euer Rabbiner zu sein. Das hat nicht zufällig etwas mit euch zu tun? ;)
Warum hört er auf und wo wird er hingehen?
Am 13. April 2011 um 21:45 Uhr
Das ist kein Thema für ein Blog, jedenfalls nicht meines.
Am 14. April 2011 um 11:07 Uhr
Ja, wahrscheinlich hast Du recht. Es wurde in Chajm Guskis Blog erwähnt. Wenn es stimmt, ist es auf jeden Fall bedauerlich für München, finde ich.
Am 14. April 2011 um 11:09 Uhr
Es stimmt, dass er geht. Dass es bedauerlich für München ist, stimmt nicht.
Am 14. April 2011 um 13:23 Uhr
Oh. Ich wußte nicht, daß er bei euch so unbeliebt ist. Naja, mal sehen, was nachkommt –
Am 15. April 2011 um 12:22 Uhr
Was mich mal interessieren würde, was hast Du denn referiert zum Thema „Du sollst Dir kein Bildnis machen…“ auf der Austellungseröffnung (s. Jüdische Allgemeine) bzw. warum überhaupt?
Welche Not galt es denn da zu wenden?
Oder noch interessanter, worin bestand denn überhaupt der Widerspruch, den die Leiterin des Kulturzentrums meinte zu verspüren, und somit für besprechungswürdig hielt?
Ich dachte, dieser Diskurs sei mittlerweile obsolet, und Schnee von gestern. Oder bin ich (mal wieder) auf dem totalen Holzweg…?
Am 15. April 2011 um 12:29 Uhr
Ich habe mich darauf nicht bezogen. Ich wusste ja vorher nicht, was zur Einführung gesagt werden würde. Für uns beide gibt es da keine Not zu wenden. Schließlich stellen wir keine Götterstatuen oder -bildnisse her. Und nur das ist von der Torah verboten.
Selbst die islamische Welt, in der das Bilderverbot noch viel strenger gehandhabt wird, hat über die Jahrhunderte eine reiche Malerei hervorgebracht.