Unbequeme Feinde

1. März 2011

••• Drei Wochen hat es gedauert vom höchsten Hoch zum tiefsten Tief. Ins Rollen kam die Affäre um die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg durch eine Rezension des Rechtswissenschaftler Andreas Fischer-Lescano. Heute ist Guttenberg von allen seinen politischen Ämtern zurückgetreten. (Hat was Bewegendes, so eine Rücktrittsrede…)

In den letzten Wochen habe ich mich mehrfach über die Verve gewundert, mit der »Süddeutsche« und »Spiegel« zur Sache gingen. Zu deutlich schien mir der Tenor von Anfang an: Der Mann muss weg.

Spannend finde ich, was ich in der wikipedia über Fischer-Lescano lese:

Fischer-Lescano vertritt die Ansicht, dass beim Luftangriff bei Kunduz in Afghanistan am 4. September 2009 auf zwei von Taliban gestohlene Tanklastwagen die Beachtung der an die Bundeswehrsoldaten zu stellenden Sorgfaltsanforderungen zweifelhaft sei. Hintergrund ist die Schadensersatzklage des Fahrers des Tanklasters vor dem Landgericht in Bonn. Falls eine Verletzung der Einsatzregeln festgestellt und dies als Sorgfaltspflichtverletzung gewertet werde, könnte daraus eine Schadensersatzpflicht der Bundesrepublik resultieren. Derartige Schadensersatzverfahren könnten nach seiner Auffassung Anlass dazu sein, Auslandseinsätze der Bundeswehr grundsätzlich zu hinterfragen. (Quelle: wikipedia)

Und:

Bei der Vorbereitung einer Rezension zu Guttenbergs Dissertation stellte der Bremer Staatsrechts-Professor Andreas Fischer-Lescano am 12. Februar 2011 fest, dass dort mehrere Passagen weitgehend wörtlich und ohne Kennzeichnung der Übernahme aus anderen Publikationen übernommen waren. Da er den Befund als Plagiat und Verstoß gegen die in der Promotionsordnung der Universität festgelegte Pflicht zur Kennzeichnung aller Quellen beurteilte, wandte er sich damit noch vor Erscheinen seiner Rezension an die Süddeutsche Zeitung und setzte auch die beiden Gutachter der Dissertation, Peter Häberle und Rudolf Streinz, in Kenntnis. (Quelle: wikipedia)

Es gibt Leute, die sollte man nicht zum Feind haben. Besonders nicht, wenn man eine Leiche im Keller hat.

Ob die Politik jetzt wieder zur Tagesordnung übergeht. Ich meine: Bei den anderen wird doch alles in Ordnung sein, oder?

7 Reaktionen zu “Unbequeme Feinde”

  1. Gregor Keuschnig

    Zugegeben: Zeit und Art der Entdeckungen sind interessant und laden zur Spekulation ein. Aber es gehört schon eine große Portion Dummheit dazu, eine solche Doktorarbeit (lt. Kaube/FAZ zu 70% plagiiert) einzureichen und zu hoffen, man kommt damit für immer und ewig durch. Dann war das Krisenmanagement danach eine Katastrophe. Der Rücktritt hätte früher kommen müssen, um dann ohne weiteren Ansehensverlust ein paar Jahre später mit neuem Elan wieder auf der Bildfläche aufzutauchen. Dafür gibt es viele Beispiele: Strauß, Bernhard Vogel, Özdemir.

  2. moran

    was Guttenberg gemacht hat oder nicht ist eine Sache ,,was mich interessieren würde daß was geschiet mit den Gutachtern die vor sieben Jahren als der jetzitige betroffene noch ein null koma nichts war, seine Arbeit mit Summa cum Laude geehrt haben? Die fliegen jetzt von der Uni? Oder was?

  3. Thomas

    Die Arbeit wurde ja nicht vor sieben Jahren angenommen, sondern wurde 2008 fertig und 2009 veröffentlicht. Guttenberg hat sieben Jahren daran gearbeitet. Wobei die sieben Jahre vielleicht auch symbolisch gemeint waren.

    Vor einem Jahr wurde schon die Dissertation von Familienministerin Kristina Schröder als unwissenschaftlich kritisiert und gesagt, sie hatte zu viel externe Hilfe. Durch ihr Abgeordnetenbüro und die CDU.

    Übrigens habe ich damit kein Problem, wenn jemand mit „befriedigend“ promovieren kann, auch wenn dies „nur“ durch Beziehungen möglich ist. Doch dann sollte wenigstens die Arbeit ehrlich bewertet werden.

    Und Fischer-Lescano geht ja auf den seiner Meinung nach fehlenden wissenschaftlichen Inhalt der Arbeit ein. Wenn er z.B. schreibt:

    Der wissenschaftliche Ertrag der Arbeit ist bescheiden. Das liegt vor allem daran, dass der Autor seinen Verfassungsbegriff nicht hinreichend entfaltet und damit weit hinter der wissenschaftlichen Diskussion zurückbleibt. Zu Guttenbergs Argumentation mäandert vor sich hin und zermürbt die Leser_innen durch seitenlanges Politsprech und die Nacherzählung rechtspolitischer Diskussionen im Konvent. Der Autor macht auch nicht ansatzweise deutlich, worin der aktuelle Erkenntniswert der seitenlangen Dokumentation zu den Gottesbezügen in Verfassungstexten liegt. Das Gesamturteil „summa cum laude“ erscheint darum mehr als schmeichelhaft. [1]

    Jetzt ist er zurückgetreten aber es wirklich für mich wie ein zurückgetreten worden. Er hätte letzte Woche sicherlich aufrechter Zurücktreten können, „den Käßmann machen“ wie es einige Journalisten so schön formulierten. Und heute tritt er in die Öffentlichkeit und präsentiert sich als hätte er noch die Wahl gehabt.

    In ein paar Jahren ist das vergessen und dann kann auch noch mal bayerischer Ministerpräsident werden.

  4. Benjamin Stein

    Der Rücktritt hätte früher kommen müssen, um dann ohne weiteren Ansehensverlust ein paar Jahre später mit neuem Elan wieder auf der Bildfläche aufzutauchen.

    Absolut einverstanden! Ich schätze mal, er hat die Sprengkraft des Themas unterschätzt und die Entschlossenheit der Opponenten ebenso.

  5. Herr H

    Bei der Rücktrittsrede von Willy Brandt hat meine Mutter geweint, bei so einem Halunken hätte sie in die Hände geklatscht…Ach ich vermiss meine Mami

  6. Dorit

    Ob die Politik jetzt wieder zur Tagesordnung übergeht. Ich meine: Bei den anderen wird doch alles in Ordnung sein, oder?

    Nee, bei Gregor Gysi auch nicht, allein weil zu viel das Wort „sozialistisch“ vorkommt. Aber er hat schon lachend abgewehrt: Mensch Kinder, daran erinner‘ ich mich doch jetzt nicht mehr…, aber selbst geschrieben, das isse…

  7. Herr H

    Ich stell mir grad vor, er hätte nicht „sozialistisch“ geschrieben.

    Ich habe einen schönen Buchtip für Herrn Stein und Frau Klein (reimt sich)

    Titos Brille von Adriana Altaras

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