Tears • © Eowyn Saule
Zwei Wochen gab er mir Zeit. Dann sollte ich noch einmal kommen. Er wollte sich vergewissern, dass ich seine Bedingung erfüllen konnte. Und dann, meinte er, würden wir über die Details des Jobs sprechen, den er mir anbot.
Verstört willigte ich ein. Wir verabschiedeten uns, und ich verließ sein Büro wie ein begossener Pudel. Im Vorzimmer machte ich mit der Sekretärin einen neuen Termin aus. Dann schlich ich davon. Bis zum Tor schaffte ich es noch, doch als ich auf der Straße stand, kamen mir die Tränen.
Es musste Jahre her gewesen sein, dass ich geweint hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal einen solchen Ansturm widerstreitender Gefühle erlebt hatte, Angst, Scham, Wut und Trauer, ein nicht zu unterdrückendes Aufwallen aus der Brustgegend, das in den Hals stieg, in den Kopf und sich plötzlich entlud. Es war eine Befreiung. Dabei hätte ich nicht einmal sagen können, wovon ich befreit worden war und ob ich tatsächlich befreit worden war oder ob mir nicht vielmehr noch alles bevorstand.
Ich brauchte ein paar Minuten, um mich zu beruhigen. Dann fuhr ich nach Hause und schmiedete Pläne.
aus: »Replay«,
© Benjamin Stein (2011)