Augapfel – © Evoline + Karin Schmidt / pixelio.de
als kinder wollten wir immer
in andere länder
marschieren, aber
am waldrand waren wir alt
& mußten zurück.
ein augapfel die mutter, ein
augapfel der vater;
& mußten wir abends zur zeit
nach haus, so
rollten uns beide voraus
© Lutz Seiler (2010)
aus: »im felderlatein«
Gedichte, Suhrkamp Verlag 2010
••• Vor unserer gemeinsamen Lesung in der »Villa Kivi« in Helsinki saß ich mit Lutz Seiler noch ein paar Minuten abseits vom Publikum, und äugte interessiert auf einen Lyrikband, den er bei sich hatte. Es war sein eigener, neuer, am gleichen Tag erschienen. Er hatte ein Vorabexemplar dabei und reichte es mir über den Tisch.
Was ist die beste Werbung für einen Lyrikband? Richtig: ein gutes Gedicht. Und deswegen gefiel mir die Idee, dass auf dem rückwärtigen Cover keine Blurbs oder hochtrabende Würdigungen des Dichters zu finden sind, sondern schlicht ein Gedicht, das obige »hüte dich«.
Das habe ich gelesen, tief durchgeatmet und gedacht: Schuft! Volltreffer. Versenkt.
Dabei, muss ich zugeben, bin eher ich der Schuft. Ein paar Tage zuvor erst hatte ich nämlich in »akzente« 4/2010 einige von Lutz Seilers Gedichten aus dem neuen Band »im felderlatein« gelesen, aber so undankbar flüchtig, dass ich sie völlig verkannt habe. Aber dazu morgen mehr.
Lutz Seiler: »hüte dich«
gelesen von Benjamin Stein
Am 22. September 2010 um 00:01 Uhr
[…] Gedichte, Suhrkamp Verlag 2010••• Schuftig nachlässig, das habe ich gestern eingeräumt, bin ich zunächst über Lutz Seilers neue Gedichte gegangen. Aber ist das […]