Hugo Alfredo Olivera Cartas

18. Juli 2010

Hugo Alfredo Olivera Cartas••• Mexiko ist für Journalisten und Autoren ein heißes Pflaster. Seit 2004 wurden dort 34 Journalisten und ein Schriftsteller ermordet. Neun weitere Print-Journalisten sind spurlos verschwunden, und man muss davon ausgehen, dass auch sie tot sind und man lediglich ihre Leichen bislang nicht gefunden hat. Allein in diesem Jahr hat es bereits 8 Journalisten getroffen.

Warum mussten sie sterben? Sie erfüllten ihre journalistische Informationspflicht und ermittelten zumeist in Fällen der organisierten Kriminalität. Dass dies in jedem Land gefährlich ist, steht außer Frage. Speziell ist an diesen Fällen jedoch, dass die mexikanischen Behörden wenig bis gar nichts unternehmen, um die Morde aufzuklären, so dass die Vermutung nahe liegt, dass einzelne hochrangige Mitglieder der Strafverfolgungsbehörden und der Regierung in Fälle verstrickt sind, die von den verschwundenen und getöteten Journalisten recherchiert wurden.

Hugo Alfredo Olivera Cartas ist das jüngste Opfer in dieser tragischen Reihe. Er (27) war Inhaber und Reporter der Tageszeitung »El Día de Michoacán« in Apatzingán (Michoacán). Am 5. Juli diesen Jahres erhielt er einen Anruf von einem Informanten und verließ sein Büro. Wenig später telefonierte er noch mit seiner Frau und bat sie, »sich um die Kinder zu kümmern«. Dann hörte man nichts mehr von ihm.

Seine Leiche wurde in den Morgenstunden des 6. Juli gefunden, in seinem Auto liegend, das in der ländlichen Umgebung von Apatzingán abgestellt worden war. Hugo Alfredo Olivera Cartas war mit drei Kopfschüssen regelrecht hingerichtet worden. Am selben Morgen noch brachen Unbekannte in die Redaktionsräume ein und entwendeten mehrere Festplatten und andere Speichermedien.

Hugo Alfredo Olivera Cartas arbeitete nicht nur für seine eigene Zeitung, sondern war auch als Reporter der regionalen Nachrichtenagentur ADN und als Korrespondent der Tageszeitung »La Voz de Michoacán« sowie der Nachrichtenagentur »Quadratín« unterwegs. Er hatte in den letzten zwei Jahren bereits einige Kriminalfälle in der Gegend um Apatzingán recherchiert, war jedoch von Drohungen oder dergleichen bis Anfang diesen Jahres verschont geblieben. Im Februar 2010 aber reichte er eine Beschwerde bei der Nationalen Menschenrechtskommission CNDH ein, in der er Angehörige der Bundespolizei beschuldigte, ihn während Recherchen zu einem Mordfall bedroht zu haben.

Olivera hinterlässt eine Frau und zwei Kinder im Alter von 5 Jahren und 5 Monaten.

Irina Bokova, Generaldirektorin der UNESCO, verurteilte den Mord in einer offiziellen Erklärung. Ich habe mich für den Deutschen Exil-PEN einer Initiative des International PEN angeschlossen, die durch Briefe an die Verantwortlichen in Regierung und Strafverfolgung in Mexiko eine eingehende Untersuchung dieses und der anderen Mordfälle an Journalisten erreichen möchte:

Your Excellency,

on behalf of all members of the PEN Centre of German Speaking Writers Abroad I strongly protest the fatal shooting of journalist and editor Hugo Alfredo Olivera Cartas in Apatzingán, Michoacán state, on 5-6 July 2010. I express serious concern about the dangerous situation of journalists in Mexico. Reportedly 35 writers – 34 print journalists and one author – have been killed in Mexico since 2004, while nine other print journalists have disappeared. Eight of the killings have occurred in 2010 alone. Few if any of these crimes have been properly investigated or punished.

I call for a full and impartial investigation into the shooting of Hugo Alfredo Olivera, with the involvement of the Special Prosecutor for Crimes against Journalists and Freedom of Expression, as well as into all other unsolved journalist killings and disappearances in Mexico. The government has to fulfill the promises to declare crimes against journalists as a federal offence, specifically by amending the Constitution so that federal authorities have the power to investigate, prosecute and punish such crimes. I also call on the federal authorities of Mexico to set up protection programmes for journalists to ensure their safety.

Yours sincerely

Benjamin Stein
PEN Centre of German Speaking Writers Abroad
GERMANY

Wer möchte, kann sich im eigenen Namen dieser Initiative anschließen. Es sollte jedoch umgehend geschehen. Die Briefe – per E-Mail, Snail-Mail und Fax – können adressiert werden an den Präsidenten, den Generalstaatsanwalt sowie an die Mexikanische Botschaft in eurem jeweiligen Heimatland. Ihr könnt auch anders helfen, diesen Beitrag zu verbreiten: per Twitter oder Facebook, indem ihr einen eigenen Beitrag schreibt oder diesen übernehmt. Danke.


President
Lic. Felipe De Jesús Calderón Hinojosa
Presidente de los Estados Unidos Mexicanos
Residencia Oficial de los Pinos Casa Miguel Alemán
Col. San Miguel Chapultepec, C.P. 11850, DISTRITO FEDERAL, México
Fax: (+ 52 55) 5093 4901/ 5277 2376
Email: felipe.calderon@presidencia.gob.mx
Salutation: Señor Presidente/ Dear Mr President

Attorney General
Lic. Arturo Chávez Chávez
Procurador General de la República
Av. Paseo de Reforma No. 211-213, Piso 16
Col. Cuauhtémoc, Defegacion Cuauhtémoc
México D.F. C.P. 06500
Fax: + 52 55 53 46 0908 (if a voice answers, ask „tono de fax, por favor“)
E-mail: ofproc@pgr.gob.mx
Salutation: Señor Procurador General/Dear Attorney General

Special Prosecutor for Crimes against Journalists and Freedom of Expression
Dr Gustavo Salas Chávez
Fiscal Especial para la Atención de Delitos Cometidos contra Periodistas (FEADP)
Email: feadp@pgr.gob.mx

Eine Reaktion zu “Hugo Alfredo Olivera Cartas”

  1. Aufgelesen « Augenfarben

    […] erreichen“. Wer möchte, kann sich im eigenen Namen dieser Initiative anschließen oder den Beitrag von Benjamin Stein per Twitter, Facebook oder Blogeintrag […]

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