Die Finten der Identität

7. Juli 2010

••• Verena Auffermann hat sich gestern per Rezension und im Gespräch auf »Deutschlandradio Kultur« zur »Leinwand« geäußert:

Das erfundene Holocausttrauma eines Geigenbauers macht Skandal: Benjamin Steins zweiter Roman ist eine große Abhandlung über eine Vergangenheit, die sich nicht bewältigen lässt. „Die Leinwand“ treibt ein Verwirrspiel mit der Unbeständigkeit der Erinnerung. Das ist das verwirrendste Buch des Jahres.

Verena Auffermann war Jury-Chefin beim Preis der zurückliegenden Leipziger Buchmesse. Journalistisch ist sie in ihrem Beitrag hier etwas sehr flüchtig, und ich möchte mir die Korrekturen an dieser Stelle leisten, damit andere nicht bedenkenlos von ihr abschreiben (was ja vorkommen soll).

»Die Leinwand« ist mein dritter veröffentlichter Roman. Der Autor, auf dessen Fall die Figur Minsky Bezug nimmt, heißt nicht Benjamin Wilmorski sondern Binjamin Wilkomirski. Minsky war nie Patient von Amnon Zichroni. Dass die Presse dies fälschlich wieder und wieder behauptete, hat Zichroni die Existenz gekostet. Das ist ein zentrales Thema im Zichroni-Strang der »Leinwand«. Frau Auffermann macht es den Journalisten von damals nach, pikant. Dass es sich schließlich bei dem Showdown in Moza nicht um einen Mord gehandelt haben kann, weil sowohl Zichroni als auch Wechsler ihre Versionen der Geschichte nach diesem Ereignis erzählen, ist der Aufmerksamkeit der Rezensentin auch entgangen. Schade eigentlich.

Wenn dieser im Tenor so positive Beitrag auch noch sachlich richtig gewesen wäre… Naja, sagt mein Schwager oft: Man kann nicht alles haben.

Verena Auffermann am 06. 07. 2010
auf »Deutschlandradio Kultur«

2 Reaktionen zu “Die Finten der Identität”

  1. Leser

    Ach ja, die Frau Auffermann. Sie hätten noch sagen sollen, welches Buch sie im Frühjahr buchbepreisen lassen wollte: das hegemännische Geschwurbel, das fortan im Feuilleton (ganz besonders intensiv von Iris Radisch) mit Literatur verwechselt wurde, mittlerweile aber verdient vergessen ist. Während sie einen nominierten Sachbuchtitel – weil ihr die Person des Autors Leithold nicht paßte – ganz fix wieder von der Nominierungsliste verschwinden ließ.

  2. Library Conversation #1 (part 2): Benjamin Stein’s “The Canvas”. The book Yann Martel wanted to write « Joseph Danaghie

    […] "refers to" the case of a true-life author: Binjamin Wilkomirski, as Benjamin Stein states on his blog (Original German: "Der Autor, auf dessen Fall die Figur Minsky Bezug nimmt, heißt nicht Benjam… Wilkomirski was the author of Bruchstücke, a book of (false) memories of Auschwitz, (Bruchstücke, […]

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