Don’t write in public places. In the early 1990s I went to live in Paris. The usual writerly reasons: back then, if you were caught writing in a pub in England, you could get your head kicked in, whereas in Paris, dans les cafés . . . Since then I’ve developed an aversion to writing in public. I now think it should be done only in private, like any other lavatorial activity.
Geoff Dyer
••• Schreibratgeber sind Blödsinn. Oder doch nicht? Sagen wir es mal so: Die Tipps gestandener Autoren, die der Telegraph gerade veröffentlicht hat, mögen einen nicht zu einem besseren Autor machen, aber sie sind ohne Frage sehr kurzweilig zu lesen. Den einen oder anderen gurgelnden Lacher über sich selbst eingeschlossen.
Der ist doch gut:
Don’t have arguments with your wife in the morning, or late at night. (Richard Ford)
Oder der:
Do not place a photograph of your favourite author on your desk, especially if the author is one of the famous ones who committed suicide. (Roddy Doyle)
Und besonders:
Do feel anxiety – it’s the job. (nochmals Roddy Doyle)
Einige Ratschläge sind allerdings fahrlässig ungenau formuliert, so dass sie den Ratsuchenden in die Irre führen können. Jonathan Franzen etwa meint:
Write in the third person unless a really distinctive first-person voice offers itself irresistibly.
Damit liegt er knapp daneben. Es muss (natürlich!) heißen:
Write in the first person. Don’t start writing unless you hear the really distinctive first-person voice offering itself irresistibly.
So. Das leg ich jetzt unter »Poetik« ab.
Am 24. März 2010 um 11:42 Uhr
Haha! … Der einzige Schreibratgeber, obwohl überhauptenstens nicht als solcher gedacht, der mir jemals wirklich nützlich war: Adolf Holl, „Mystik für Anfänger“.
Die Leinwand liegt übrigens in der Rudimentärbuchhandlung in den Katakomben des Zürcher HB obenauf (ansonsten war ich schon länger in keiner Buchhandlung mehr…). Und ich meine, dass Du die Interviews sehr souverän meisterst, Du wirkst auf idiotische und/oder redundante und/oder zu persönliche Fragen ganz konzentriert vorbereitet, kuhl, wie freundlich Du sie ins Leere laufen lässt.
Am 24. März 2010 um 12:08 Uhr
Naja, ich will mir einfach nicht öffentlich das Hemd bis zum Bauchnabel aufreißen (lassen). Und wenn die Interviewer halbseiden vorbereitet sind und Unsinn über bspw. die Handlung behaupten, kann man das nicht so stehenlassen. Es gab aber in Leipzig auch wirklich zünftige Gespräche, bspw. bei meiner Lesung, die mein Lektor Martin-Hielscher moderiert hat.
Am 26. März 2010 um 22:47 Uhr
Das meinte ich eben mit dem Hemd. Man muss sich entweder sehr akribisch darauf vorbereiten oder aber man ist extrem geistesgegenwärtig und gefestigt in der Haltung, und beides ist bewundernswert.
Ich wünsche Dir natürlich, dass nur noch zünftige Gespräche kommen.