»Leinwand« als Plagiat enttarnt

28. Februar 2010


PlagiarismFinder der Mediaphor AG in Paderborn in Aktion

••• Ich zeige mich selbst an, bevor es jemand anders tut: »Die Leinwand« gehört mir nicht.

Eine derzeit agressiv in unmittelbarere Nähe zu gewissen Feuilleton-Beiträgen via Online-Ad beworbene Software lässt nach nur Sekunden dauernder Analyse keinen Zweifel daran: »Es handelt sich sicher um ein Plagiat!«

Ob es mich (und das Buch) retten wird, dass der bestohlene »unbekannte Blogger« in diesem Fall ein gewisser Turmsegler ist, so dass der Diebstahl gewissermaßen »in der Familie« bleibt? Darauf will ich lieber nicht wetten.

Hier ist der Prüfbericht:

Satire off und anschließend eine ernst gemeinte Frage: Glaubt ihr, dass Software wie der PlagiarismFinder künftig zum Werkzeug von Agenten und Lektoren gehören wird? Oder sollte? Oder haben die letztwöchigen Debatten um die Nutzung fremder Versatzstücke in eigenen literarischen Werken ein solches Vorgehen nun abschließend legitimiert und das Thema Plagiat ist ein für allemal erledigt?

Beeindruckend finde ich es jedenfalls, dass der PlagiarismFinder binnen Sekunden seine Analyse erledigt hatte. Er greift dabei scheinbar (noch) nur auf textbasierte Informationen im Web zurück. Sein Einsatz wäre nochmals spannender, wenn auch die Scan-Datenbanken von GoogleBooks berücksichtigt würden.

5 Reaktionen zu “»Leinwand« als Plagiat enttarnt”

  1. Gregor Keuschnig

    Ich habe keine Ahnung, aber vielleicht gibt es bessere Software als diese?! Und natürlich liefert eine solche Software immer nur einen „dummen“ Vergleich, d. h. die „richtigen“ Schlüsse muss immer noch der Mensch ziehen. Nur: Wenn er gar nicht bereit ist, sich umzusehen (ich rede von der Causa Hegemann und der voreiligen Affirmation der Kritik), dann wird’s kritisch.

    Ich habe mir übrigens sagen lassen, dass Plagiatprüfungen bei Arbeiten an Universitäten praktisch Standard sind.

  2. Benjamin Stein

    Der »dumme Vergleich« ist gar nicht so dumm. Da steckt schon eine Portion Text Mining dahinter. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass PlagiarismFinder wirklich nur echte Kopien findet. Text Mining ginge hier weiter und würde auch Paraphrasierungen aufdecken.

    Ich habe allerdings auch im Hinterkopf, dass es irgendwann einmal bereits als ehrenrührig galt, Figuren und Plots (oder Teile davon) zu »adoptieren«. Ich erinnere mich noch mit Schrecken an meine Nacharbeit am Lauren-Kapitel des Zichroni-Stranges der »Leinwand«.

    Solche »Delikte«, wenn sie denn heute noch welche sind, kann auch eine intelligente Sofware nicht aufdecken.

  3. Gunter Wielage

    Um solche Ergebnisse zu vermeiden, lassen sich die URLs eigener Seiten per Filter ausschließen.

  4. Benjamin Stein

    @Gunter Wielage: Das ist natürlich korrekt und im obigen Beitrag allein aus Gründen der satirischen Darstellung nicht erwähnt worden. :-)

  5. Gregor Keuschnig

    Mit „dummen Vergleich“ meinte ich den mehr oder weniger eins-zu-eins Textvergleich. Paraphrasierungen sind in der Tat schwieriger. Man müsste einmal versuchen, Grünbeins „“Plagiat““-Text in der F.A.Z. mit einer solchen Software zu konfrontieren. Würde sie Benn erkennen? Was natürlich voraussetzen würde, dass der Benn-Text im Netz steht…

    Beim Adaptieren von Motiven kommt es gefühlsmässig darauf an, ob das „Plagiat“ bzw. das Adaptieren aus/von bekannten Quellen stammt und somit für den einigermassen bewanderten Leser erkenntlich ist. Wenn ein Schriftsteller beispielsweise einen Protagonisten in ein Insekt verwandeln lässt, kommt jeder natürlich sofort auf Kafka – und stellt sich damit direkt dem Vergleich (den man in der Regel vermutlich als Schriftsteller verlieren wird).

    Meistens werden Motive ja stark variiert – bspw. Dr. Faustus. Man käme hier kaum auf die Idee, Mann hätte Goethe „beklaut“. Bei einem unbekannten Werk fällt so etwas erst gar nicht auf – und wäre ja auch durch eine Software nicht aufzudecken.

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