אבינו שבשמים

1. Januar 2010

Chaim Adler und Yitzchak Meir Helfgot im Duett

••• In der DDR gab es fast nur uralte Gebetbücher, noch aus der Kaiserzeit. Darin abgedruckt war auch das »Gebet für das Heimatland und die Landesherren«, also Kaiser und Kaiserin. Nach der Gründung des Staates Israel schrieben Rav Yitzchak Halevi Hertzog und Rav Ben-Zion Uzi’el das im obigen Video von Chaim Adler und Yitzchak Meir Helfgot gesungene Gebet, das seither in aller Welt die jeweiligen »Gebete für die Landesherren« ersetzt. Die Fama behauptet, Shmuel Agnon, weltberühmter Romancier und Nobelpreisträger, hätte es verfasst. Das Gerücht hält sich so zäh, sogar seine Enkelin war felsenfest davon überzeugt. Tatsächlich wurde Agnon gebeten, bei der Erstellung des Textes behilflich zu sein. Es ist aber unklar, ob wirklich Teile des Textes von ihm stammen.

Unser himmlischer Vater, Fels Yisraels und sein Erlöser, segne den Staat Israel, den ersten Spross unserer Erlösung. Schütze ihn mit den Fittichen Deiner Gnade und breite über ihn den Schutz Deines Friedens aus. Sende Dein Licht und Deine Wahrheit seinen Führern und Leitern und unterrichte sie mit Deinem Rat. Stärke die Beschützer unseres heiligen Landes und verleihe ihnen Du, unser G’tt, Deine Hilfe und den Sieg. Und gib Frieden dem Land und all seinen Bewohnern ungetrübte Freude. Unserer Brüder, des ganzes Hauses Yisrael, gedenke ihrer in allen Ländern der Zerstreuung und führe sie bald aufrecht nach Zion, Deiner Stadt, nach Yerushalayim, der Wohnstätte Deines Namens, so wie in der Torah Deines Dieners Mosche geschrieben steht: »Selbst wenn Deine Verstoßenen am Ende des Himmels sind, von dort wird dich der Ewige sammeln, von dort dich nehmen. Bringen wird dich der Ewige, Dein G’tt, in das Land, das deine Väter geerbt haben, und dich es nun erben lassen. Gutes wird Er dir tun, zahlreicher wirst du sein, mehr als deine Väter.« Vereinige unsere Herzen in Liebe und Achtung vor Deinem Namen, um alle Satzungen Deiner Torah zu bewahren. Sende uns bald den Sohn Davids, den Moshiach Deiner Wahrheit, um die zu erlösen, die auf Deine endgültige Hilfe hoffen. Zeige Dich in der Größe Deiner Kraft allen Bewohnern Deiner Welt, damit alle verkünden können: Der Ewige, der G’tt Yisraels, ist König, und Sein Reich ist über alles erhaben. Amen. Sela.

Gesprochen wird dieses Gebet am Schabbat, nach der Torah-Vorlesung, dann natürlich ohne Instrumentalbegleitung und Applaus … Ein inspirierender Text. Allerdings habe ich einen Moment gezögert, ihn hier zu posten. Ich kann mir vorstellen, dass er von einigen Lesern hierzulande nicht ohne Ressentiments aufgenommen werden wird. Wie auch immer …

In der Übersetzung schreibe ich »Israel«, wo »Medinat Israel« (der Staat) gemeint ist, »Yisrael« hingegen, wenn die Gemeinschaft, also gewissermaßen die »Familie« angesprochen wird. Übrigens fügen diverse (orthodoxe) Gemeinden (außerhalb Israels) dem Text ein unscheinbares Wort hinzu, das jedoch einen bedeutsamen semantischen Unterschied bewirkt: Aus dem »ersten Spross unserer Erlösung« wird »das der erste Spross unserer Erlösung sein wird«. Das gefällt mir. Es in die Zukunft zu verlegen, gibt uns Raum für Verbesserungen …

Am Neujahrstag vor zwei Jahren war ich in Israel. Dort bekam man von Silvester kaum etwas mit. Es gab kein Feuerwerk wie hier heute nacht, ein stiller Übergang von einem ins andere bürgerliche Jahr. Dort ist auch der 1. Januar kein Feiertag. Daran musste ich heute früh denken und stieß auf obiges Video mit der wunderbaren Aufnahme des »Avinu Shebashamayim«.

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