Off-Road in der Sahara – Foto: © Rüdiger Unger

Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?

Bertolt Brecht (1898-1956)

••• Gestern vorm Einschlafen fiel mir Brechts »Radwechsel« ein. Man weiß ja oft nicht, auf welchen Wegen sich die Erinnerung zu solchen Versen hinassoziiert. Ungeduldig bin ich immer, soviel steht fest. Aber »nicht gern, wo ich herkomme«, »nicht gern, wo ich hinfahre«? Das trifft heute sicher nicht zu.

Wieder einmal entdecke ich an einem Gedicht, das ich schon Jahrzehnte kenne, plötzlich etwas Neues.

Ich habe den »Radwechsel« immer für eine Metapher des Übergangs von einer Lebensphase in eine andere verstanden. Liest man aber genau, kann das gar nicht sein, denn Brecht schreibt im Präsens:

Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.

Da ist nichts abgeschlossen, »wo er herkommt«, und es wartet nichts Neues, »wo er hinfährt«. Also ist er unterwegs, und dennoch bewegt sich nichts.

Obiges Foto übrigens, das Rüdiger Unger freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, stammt von seiner Website, auf der er von einer Off-Road-Tour in der Sahara berichtet. Das erinnert mich daran, dass Jens-Christian und ich schon ewig planen, mal im Jeep durch eine Sandwüste zu fahren. Auf ein solches Abenteuer hätte ich gerade mal wieder richtig los. Also: Wann geht’s los, Jens-Christian?

Tags: Bertolt Brecht • Lyrik

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