Jakob Eis

19. November 2009

••• Ich erinnere mich noch gut (und gern!) an die Diskussion, die hier Anfang 2008 stattfand, als ich mit dem Beginn des ersten Wechsler-Kapitels der »Leinwand« haderte. Für die Hilfe damals bin ich den Turmseglern noch immer dankbar. Vielleicht kann ich mich mit diesem Vorgeschmack auf »Diamond District« angemessen revanchieren…

»Jakob Eis«, Auszug aus: »Diamond District«
© Benjamin Stein (2009)
Dauer: 14:50 min

(Offline seit 13.12.2009)

25 Reaktionen zu “Jakob Eis”

  1. ksklein

    Hey Baby, verrat noch nicht zu viel. Das hat noch ein bisschen Zeit. Speziell der Hörgenuss.

  2. Benjamin Stein

    Hörgenuss? Habe ich Dir dieses Mal nicht wieder zu langsam gelesen?

    Das hier ist für die treuen Turmsegler. Kann gut sein, dass dieser Beitrag hier nur vorübergehend steht…

  3. ksklein

    Ich hatte nicht gesehen, dass Du die Audiodatei schon längst eingebunden hast. Ts ts ts. Ich hätte das erst nächstes Jahr gemacht.

  4. Benjamin Stein

    Noch lesen die Journalisten wohl nicht mit. Eine kleine Galgenfrist für solche Geschenke bleibt also noch. Jaja, meine Agentin wird auch schimpfen. Sei’s jetzt mal drum.

  5. thymianteppich

    Ich Trottel finde die Audiodatei nicht. Schon wieder weg? Püh. Andererseits: KSKlein hat mehr als recht: Zeit lassen!!!

  6. Benjamin Stein

    Ich Trottel finde die Audiodatei nicht.

    Die Blog-Software hatte vorübergehend das Enclosure verschluckt. Jetzt sollte der Player unterm Beitrag wieder sichtbar sein.

  7. Markus

    Ich finde den Anfang von „Diamond District“ stark. Eine der vielleicht anregendsten und anrührendsten Texte zum Umgang mit Toten und dem Tod überhaupt, die ich je gelesen habe. Da hat Benjamin den mehr als nur adäquaten literarischen Ton für eine sehr einfühlsame Tradition gefunden.

  8. ksklein

    Dem kann ich nur zustimmen @Markus

  9. Jens-Christian Fischer

    Ich find’s auch toll (Aber habe dem Autor ein paar Umstellungen nahegelegt um die Dramaturgie und die Höhepunkte anders abfolgen zu lassen)

  10. Markus

    Ich kenne die Vorschläge, die Jens-Christian gemacht hat, ja nicht, möchte aber doch (vorauseilend vielleicht) einer „Unversehrtheit“ der Tradition das Wort sprechen: Bitte nicht den Mord im persönlichen Umfeld von Jakob Eis an den Anfang stellen und somit die Beschreibung der ganzen Rituale rund um den Tod unter das Licht desselben stellen. Das würde die Tradition einem Effekt unterordnen, was ihr die „Reinheit“, die Benjamin so brilliant vermittelt, nehmen würde. Schon bei den Arbeiten zur „Leinwand“ vertrat ich diese Position im literarischen Umgang mit den darin beschriebenen jüdischen Traditionen.

  11. perkampus

    magisch

  12. thymianteppich

    magisch. dann wäre das bezeichnende das bezeichnete selbst. bingo *

  13. Jens-Christian Fischer

    Unterdessen habe ich es mir nochmals angehört (nicht um 4 in der Früh) und ja – lass es so!

  14. ksklein

    @jcf: hihihi

  15. Benjamin Stein

    Es freut mich natürlich, hier zu lesen, dass mein Auftakt für den neuen Roman nicht ganz daneben gegangen ist… Leider kann ich im Moment auf Details nicht eingehen, weil ich noch mit mieser Grippe im Bett liege. Zwangsruhe verordnet gewissermaßen.

  16. Markus

    Eine Frage, die sich mir erst heute stellte, nachdem ich nochmals in das erste Kapitel hineingehört hatte: Erlaubt der streng geregelte Ablauf der Tahara und der damit verbundene Umgang mit den Toten eine Organspende?

  17. ksklein

    Es gibt einen Konflikt zwischen liberalen und orthodoxen Tendenzen bezüglich der Organspende. Während liberalere Juden das Leben höher bewerten als die Unversehrtheit des Leichnams, legen orthodoxe Juden viel Wert auf die Integrität des toten Körpers. Gemäß der Halacha ist das Hirntodkriterium unzureichend als Todesfeststellung, da diese mehrere Symptome voraussetzt. So gilt ein Mensch erst als tot, wenn er keine Atmung und keinen Herzschlag mehr hat. Im Judentum gilt das Leben und seine Erhaltung als das höchste Gut. Eines der wichtigsten der 613 Gebote ist Leben zu retten. Dies darf aber nicht auf Kosten eines anderen geschehen, was in Bezug auf den Hirntod noch der Klärung bedurfte. Israels Chefrabbinat hat in den späten 80er Jahren das Hirntodkriterium und somit postmortale Organspenden akzeptiert, sofern keine Profite aus dem Körper entstehen und der Leichnam mit Respekt behandelt wird. Juden wurde durch diesen Umschwung in der religiösen Lehrmeinung nicht nur erlaubt, Organspender zu werden, sondern sie wurden dazu durch ein religiöses Gebot (mizveh) sogar aufgerufen. Selbst einige ultraorthodoxe Juden tolerieren seitdem Organtransplantationen.

    Ich habe einen Ausweis, aber schauen wir mal wie das dann geregelt wird. Ich möchte das eigentlich schon machen.

  18. Benjamin Stein

    Sehr interessante Frage! Ich habe das mal nachgesehen. Maurice Lamm gibt darüber in »The Jewish Way in Death and Mourning« Auskunft.

    Kein Zweifel bestand seit der Möglichkeit von Transplantationen darüber, dass ein lebender Spender bspw. eine Niere spenden kann, wenn er sich selbst dadurch nicht in Lebensgefahr begibt. Dies wird als große Mizwa betrachtet.

    Komplexer ist die Frage bei sogenannten Totspenden. Die talmudische Ansicht hält, dass ein Mensch tot ist, wenn sein Herz nicht mehr schlägt. Maimonides präzisierte: Atmet ein Mensch nicht mehr, ist er tot. Diese Kriterien galten denn auch für die halakhische Definition des Todes. Diese würde Totspenden ausschließen, denn für Organspenden ist es notwendig, dass das Herz des Spenders noch schlägt, er also noch von Maschinen in Funktion gehalten ist.

    Sehr interessant nun, was die großen halakhischen Entscheider – von Joseph Soloveichik über Moshe Feinstein und Shlomo Zalman Auerbach – festgelegt haben: Da kein Fall bekannt ist, bei dem ein Hirnstammtoter (brain stem death) diesen Zustand überlebt hätte, andererseits aber Leben gerettet werden können durch Organspenden von solchen Hirnstammtoten, ist es gestattet, Organe von solchen Menschen zu transplantieren – vorausgesetzt, sie haben selbst zu Lebzeiten in eine solche Organspende eingewilligt.

    Eine Verpflichtung im Sinne einer Mizwa besteht jedoch nicht, da jedem ebenso das Recht zugestanden werden muss, unversehrt am Leib von dieser Welt zu gehen.

    Es gibt IMHO nicht übermäßig viele Beispiele, wo heutige rabbinische Autoritäten auf Basis heutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse halakhische Definitionen geändert haben wie beim Hirntod als Kriterium für den Tod.

  19. Benjamin Stein

    @ksklein: Für obiges fehlt die Quellenangabe. Ich halte das für etwas irreführend formuliert.

    Dass Du einen Organspendeausweis hast, wusste ich gar nicht!

  20. ksklein

    Doch, habe ich und wir haben auch darüber gesprochen (und die Notiz, welches Organ man mir nicht entfernen darf) und Du warst damals der Meinung, das würde nicht gehen.

    Israels Chefrabbinat hat in den späten 80er Jahren das Hirntodkriterium und somit postmortale Organspenden akzeptiert, sofern keine Profite aus dem Körper entstehen und der Leichnam mit Respekt behandelt wird.

    Ich finde, die Texte sagen Ähnliches aus.

  21. Benjamin Stein

    Oha, stimmt. Wie konnte ich das vergessen?!

  22. Markus

    Meine Frage ergab sich mehr aus der Geschichte heraus, die Benjamin erzählt: Wenn die Seele ihren Körper nochmals besucht bzw. nach dem Tod nochmals seine Nähe sucht, wäre das für sie eine traumatische Erfahrung, wenn sie sähe, dass ihm etwas entnommen wurde?

    Also weniger der religiöse Aspekt machte mich neugierig sondern ein „praktischer“ bzw. „psychologischer“…

  23. Benjamin Stein

    Und nun stelle man sich das Entsetzen dieser Seele vor, wenn sie einen von einer Autopsie verheerten Körper vorfindet… Was bei einem Mord gesetzlich unausweichlich ist. Aber mehr dazu will ich hier jetzt lieber noch nicht entschleiern.

  24. Markus

    Ja, darauf genau zielte meine Frage letztendlich…

  25. daniel

    Hi! Schön fesselnd aber vielleicht eine kleine Warnung das nächste mal, damit ich mir das nicht um 23:45 vor dem Schlafengehen anhöre!

    Daniel aus Paris

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