Google im Espresso

23. September 2009

Espresso Book Machine
Espresso Book Machine – 1-Buch-Auflage in fünf Minuten

What Gutenberg’s press did for Europe in the 15th century, digitization and the Espresso Book Machine® will do for the world tomorrow.

••• Wie futurezone meldet, hat Google 2 Millionen digitalisierte Bücher, die vor 1923 erschienen sind und für die keine Urheberrechte mehr geltend gemacht werden können, für den Druck on Demand freigegeben. Kooperationspartner ist der PoD-Anbieter Books on Demand.

Google stellt die Scans zur Verfügung. Hergestellt werden die Bücher in Auflagen ab 1 Stück mit der Espresso Book Machine. Diese Maschinen (Preis ab ca. 75.000 US$) drucken, kollatieren und binden die Bücher in wenigen Minuten. Als Input dienen elektronische Dateien in Adobes PDF-Format, wie sie Google im Rahmen des weltweit heiß diskutierten Digitalisierungsprojektes Google Books erstellt. Kosten sollen die Einzelexemplare ab etwa 8 $US-Dollar, wobei ein US$ an Google und einer an BoD geht. »Google«, so futurezone, »will seine Einnahmen einem zu gründenden Fonds für die Unterstützung von Digitalisierung spenden.«

Espresso Book Machines gibt es inzwischen weltweit an vielen Lokationen wie etwa Bibliotheken oder Bookstores. Firmen wie OnDemandBooks erweitern kontinuierlich Technologie und Anzahl der Maschinen sowie das Standortnetz.

Wirklich bedeutsam werden die »Espresso-Maschinen« aber erst jetzt, da Google den Kaffee beisteuert, sprich: die digitalen Vorlagen urheberrechtlich frei gewordener Titel.

Als Verdrehung der Tatsachen empfinde ich die Schlussfolgerungen des futurezone-Beitrags:

Google könnte noch weitere Bücher für derartige Services zur Verfügung stellen, vorausgesetzt, das Google Book Settlement wird im Oktober bewilligt. Google hat nach eigenen Schätzungen derzeit rund zehn Millionen Bücher aus Bibliotheken in den USA und Europa digitalisiert, viele davon stehen allerdings noch unter Copyright.

Das Settlement bezieht sich lediglich auf die Digitalisierung von Titeln, die noch unter Copyright stehen und deren Präsentation im Rahmen von Google Book Search. Die Bereitstellung von PDF-Vorlagen von noch dem Urheberrecht unterliegenden Titeln für Faksimile-Prints on demand wird weiterhin illegal bleiben, ein so mit der Espresso Book Machine hergestelltes Buch auch künftig eine Raubkopie.

Ich selbst habe vor längerer Zeit bereits für meine vergriffenen Titel, deren Rechte (wieder) bei mir liegen, Google gegenüber einer Digitalisierung zugestimmt. Ich sehe darin nichts anderes als die hierzulande sogar gesetzlich vorgeschriebene Abtretung von Pflichtexemplaren an die Nationalbibliotheken, mit dem Vorteil jedoch, dass die Bücher online auffindbar, durchsuchbar und also weltweit zugänglich sind – in Auszügen. Die Titel der Edition Neue Moderne habe ich in Absprache mit den Autoren sogar in digitaler Form zur Verfügung gestellt, so dass bessere Ergebnisse bei der digitalen Suche zu erwarten sind. In gleicher Form wurden diese Titel übrigens auch Amazon für deren Search-Inside-Feature überlassen. Ich – und die Autoren mit mir – sehen darin einen Service für den Leser, den Suchenden und auch den Autor, dessen Sichtbarkeit damit verbessert wird.

Wir brauchen digitale Bibliotheken. Ohne sie werden wir schon bald nicht mehr auskommen. Sie müssen für die digitale Recherche allgmein zugänglich sein. Das bedeutet nicht, dass man die digitalen Vorlagen online vollumfänglich lesen oder gar ohne Honorierung des Urhebers in eine Espresso Book Machine füttern können soll, um so ein raubkopiertes Buch mit nach Hause nehmen zu können. Ein solches Vorgehen deckt aber auch das Google Book Settlement nicht ab. Da muss man schon bei den Fakten bleiben.

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