D. G. Myers zu »Kaltblütig«

26. August 2009

••• Ich lese mit andauernder Begeisterung D. G. Myers‘ »A Commonplace Blog«. Myers ist Associate Professer for English and Religious Studies an der Texas A&M University. Seine Artikel – publiziert in einschüchternder Länge und Frequenz – zeugen von seinem umfassenden Wissen nicht nur im Bereich der Literatur. Entdeckungen und neue Erkenntnisse sind garantiert, wenn man im »Commonplace Blog« stöbert.

Anlässlich meiner gestrigen Reminiszenz an Capote kam ich auf die Idee, Myers anzuschreiben und um einen Gastbeitrag zu Capote zu bitten. »Frühstück bei Tiffany« bescherte mir im letzten Jahr zwei glückliche Tage. Es ist nach meiner unmaßgeblichen Überzeugung einer der wenigen wirklich makellosen Romane, die ich je gelesen habe.

D. G. Myers sagte spontan zu und schickte wenig später seinen Beitrag. Ich hatte vor, ihn zu übersetzen und zeitgleich mit Myers Originalversion in seinem Blog hier im Turmsegler zu publizieren. Das ist mir nicht gelungen. Für die Übersetzung hätte ich sicher einen Tag gebraucht (und werde sie nachreichen, wenn die Turmsegler-Leser das wünschen). Vor allem aber war der Beitrag, als ich heute morgen (in anderer Zeitzone als Myers) erwachte, bei ihm bereits erschienen.

Ich war gewarnt worden. Sein Beitrag würde nicht eben ein Admiration Post sein. Man könne Capote nicht wirklich Antisemitismus nachweisen, aber einige seiner Auslassungen gingen doch stark in diese Richtung. Mich hat das wenig bekümmert. Ich mag damit manchen irritieren, aber ich trenne sehr wohl und leichten Herzens zwischen Autor und Werk, und wenn mir ein Schriftsteller Bücher wie die Capotes beschert, soll er sich die private Dummheit antisemitischer Ansichten leisten – ich werde seine Bücher dennoch lesen.

Die Kritik Myers an Capote geht jedoch weiter. Es ist eine grundsätzliche Kritik an seinem Stil, den er manieriert nennt; und sie wirft Capote eine Art moralisches Versagen vor, indem sich der Autor über Gebühr mit zumindest einem der Clutters-Mörder solidarisiert und das »Böse« marginalisiere.

Ich möchte den Beitrag zunächst für sich stehen lassen. Es würde mich freuen, wenn er eine Diskussion anregt. Ich schreibe nicht so schnell wie Myers. Und so wird es vielleicht ein paar Tage dauern, bis ich in einem eigenen Beitrag nochmals auf Capote eingehen kann, dann aber, um ihn zu würdigen und aufzuzeigen, warum ich ihm einen viel höheren Rang beimesse, als Myers es tut.

Bis dahin aber zunächst einmal herzlichen Dank an D. G. Myers für seinen profunden Beitrag »Remembering Truman Capote«.

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