Unter Jeckes

21. August 2009

Schofar
Schofar

••• Rosch Chodesch (Neumond) des Monats Elul. Nur noch wenige Wochen bis zum Jahreswechsel. Und zum ersten Mal der mahnende Ton des Schofars. Nach dem Gebet eine Bris (Beschneidung). Lauter Mitzwes, seit ich hier bin. Ein schönes Erlebnis, einen neuen Erdenbürger im Bund Abrahams zu begrüßen, nachdem ich in den letzten beiden Tagen so viel mit dem Tod zu tun hatte. Kann das Zufall sein?

Heute also bei den Jeckes in der Breughelstraat. Da liegt die Zimmertemperatur gleich einige Grade tiefer als bei den Berlzer Chassidim. Statt Kaftan teure Anzüge, statt Pajess und Bartwildwuchs Kurzhaarfrisuren und sorgsam getrimmte – vornehmlich weiße – Bärte. Ich bin beim Spät-Minjan um 8:00 und offenbar ganz unter Geschäftsleuten. Die Diamantäre haben noch Urlaub. Aber viele sind schon zurück in Antwerpen. Von meinem Gastgeber erfahre ich, dass sie tatsächlich alle gleichzeitig Urlaub machen. So hat niemand das Gefühl, eine Möglichkeit zu verpassen, während er Ferien macht.

»Mein Vater«, sagt er, »war deswegen nie im Urlaub! Heute spricht man sich ab. Das ist schon besser so.«

Das sagt einiges aus über die Konkurrenzsituation, die hier unter den Diamantären herrscht.

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