Wieviel Erde braucht der Mensch?

30. Juni 2009

Der Knecht nahm die Hacke, grub Pachom ein Grab, genau so lang wie das Stück Erde, das er mit seinem Körper, von den Füßen bis zum Kopf, bedeckte – sechs Ellen –, und scharrte ihn ein.

••• ANHs gestrige Bemerkung zu Michael Jackson scheint mir deutlich den Tatbestand der Herzlosigkeit zu erfüllen. Ich stehe nicht unbedingt im Verdacht, ein ausgesprochener Jackson-Fan zu sein. Lasse ich aber einmal diese Biographie Revue passieren, sehe ich eine Art Sklaven vor mir, der weder je Kind sein noch später kaum einmal er selbst sein durfte. Es mag ihm sogar schwer gefallen sein, zu erahnen, was dieses Selbst tatsächlich hätte ausmachen können.

Den derzeit hinausgespülten Berichten über Jackson kann man kaum glauben. Aber in einigen scheint mir doch das gewisse Körnchen Wahrheit zu stecken. Allein der Bericht der »Daily Mail« vom letzten Wochenende kann einem das kalte Grausen bereiten. Man muss den Eindruck gewinnen, da sei jemand kalkuliert in den Tod gehetzt worden – weil er tot mehr »wert« ist als lebendig.

Da fällt es mir schwer, nachzuvollziehen, wie man die Bemerkung »Einer weniger, na und? Ja, wenn es Mantler gewesen wäre oder Jack Bruce…« so leicht über die Lippen bekommt. Diese Art Wertung eines Menschen unterscheidet sich von jener der gierigen Eltern und »Berater« nur in der Währung.

Gier… Bei diesem Stichwort fielen mir die einfachen einstöckigen Häuschen mit Flachdach auf Fuerteventura ein, die man dort gelegentlich sieht. Jemand erzählte mir, dass auf der Insel nach wie vor ein altes spanisches Gesetz in Kraft ist, das folgendes festlegt: Gelingt es jemanden, binnen 24 Stunden ein vollständiges bewohnbares Haus auf herrenlosem Grund zu errichten, erwirbt er damit das lebenslange unentgeltliche Bleiberecht auf dem vereinnamten Boden.

Als ich das hörte, musste ich an Tolstois Erzählung vom Bauern Pachom denken: »Wieviel Erde braucht der Mensch?«. Ob es nun um Erde, Geld oder Ruhm geht, gleich welche »Währung« – die Parabel passt.

In dieser Erzählung macht sich der Wolgabauer Pachom mit seinem Knecht auf die weite Reise nach Baschkirien, weil er gehört hat, man könne dort für einen festen Betrag so viel Land erwerben, wie man an einem Tag zu Fuß umrunden kann. Die Baschkiren mussten am Ende nicht einmal den Spaten in die Hand nehmen, um Pachom zu begraben.

Eine Reaktion zu “Wieviel Erde braucht der Mensch?”

  1. Dorit

    Apropos… , das habe ich neulich im Radio gehört, das erzählte Michael Jacksons deutscher Manager und wohl auch Freund (keine Ahnung…):

    „Das wichtigste ist, sich treu zu bleiben…., sagte Michael mir einmal. Nun, ich dachte, das sei schon alles. Michael machte aber lediglich eine lange Pause, um dann (doch noch) fortzusetzen…:

    In Würde…!“

    Ohne Kommentar, oder…?

Einen Kommentar schreiben

XHTML: Folgende Tags sind verwendbar: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>