••• Heute nun das erste Treffen mit Wolfgang Beck (Verleger), Martin Hielscher (Lektor) und Tanja Warter (Presse Literatur) von C. H. Beck. Kaum vorsichtiges Abtasten; wir sind gleich mitten im Gespräch. »Die Leinwand« wird Spitzentitel im literarischen Frühjahrsprogramm und soll als erster Titel bereits Ende Januar erscheinen. In wenigen Tagen macht sich der Lektor ans Werk. Es wird, kündigt er an, nur um Feinheiten gehen.
Wir reden ausführlich über die »Präsentation« des Textes. Es gibt einige Ängste, ob die Gestaltung als Wendebuch funktionieren und angenommen werden wird. Ich vertrete das natürlich vehement und erzähle ein wenig mehr über die Komposition, die jeweils unterschiedlichen Spannungsbögen je nach Lektüre-Variante. Es stellt sich heraus, dass ich weiter gedacht habe als sie und so Vorschläge machen kann, um Bedenken gezielt zu zerstreuen. So fürchtete Beck beispielsweise, der Buchhandelskunde könnte das Exemplar für einen Fehldruck halten, wenn er zwei Titelseiten bemerkt. Ich schlage vor, beide Cover unterschiedlich zu gestalten, beispielsweise typographisch identisch, aber mit unterschiedlichen Illustrationen. So wird gleich klar, dass es sich tatsächlich um zwei »Vorderseiten« handelt. Der obligatorische Barcode ließe sich in die Illustration integrieren und so auf beiden Seiten anbringen. Ist das Buch verschweißt, kann der Barcode als Aufkleber appliziert werden und stört so den Ersteindruck in der Buchhandlung, wo die Folie ja entfernt ist, gar nicht. Dass einige meiner Erstleser sich unaufgefordert für eine der kapitelweise verschränkten Lesevarianten entschieden haben, überrascht die anderen, ist aber ein Argument mehr. Dass die Produktion selbst unproblematisch sein wird, kann ich leicht belegen. Immerhin haben sie das Leseexemplar aus meiner Editions-Produktion gelesen, das genau so gemacht ist. An die Adresse der Buchhandelsvertreter und Buchhändler sage ich: Hey, das ist ein Buch, das Euren Berufsstand sichert, denn es kann nur als gedrucktes Buch genau so funktionieren, wie es konzipiert ist. Ich soll noch einmal direkt mit Grafiker, Hersteller und Vertrieb sprechen. Beck wendet noch ein: So ein Buch hat es aber noch nie gegeben. Eben, sage ich: Das ist doch der beste Grund, es genau so zu machen. (Übrigens stimmt das nicht, wie mir berichtet wurde. Beweisstücke habe ich aber noch nicht gesehen.)
Ich bin also frohen Mutes, die Irritationen noch zerstreuen zu können und »Die Leinwand« am Ende genau so gedruckt zu finden, wie ich es mir vorgestellt habe. Am Ende nämlich reden wir sogar über Motive für die beiden Coverseiten…
Im Gespräch mit der Pressedame wird schnell klar: Ich werde mich als Person nicht raushalten können. Viel laufe heute bei der Annahme eines Titels eben auch über die Person des Autors: Interviews, Porträts, Lesereisen – das alles müsse sein, wenn die Aufmerksamkeit die Saison überdauern und das Buch auch im Herbst noch Gegenstand des Interesses sein soll. Also: Da gibt es keine Illusionen bezüglich der Lebensdauer eines literarischen Titels.
Entsprechend die Frage nach dem autobiographischen Hintergrund. Ich bringe ein ganz klein wenig Licht ins Dunkel, sage aber auch, was ich später Journalisten antworten werde, wenn diese Frage kommt: Das ist alles frei erfunden!
Dann reden wir noch ausführlich über Fragen der Persönlichkeitsrechte, da die Geschichte ja auf einem realen Fall basiert. Abgesehen davon, dass ich mit fast allen gesprochen habe, die sich persönlich porträtiert finden und intervenieren könnten, sehe ich keine Probleme. Abgesehen davon stimmt mir Hielscher sofort zu, dass Plot und Figuren sich eindeutig von der realen Vorlage absetzen, eben gestaltet, fiktionalisiert sind, so dass wir diese Frage ad acta legen können.
Ich hoffe, ich bin nicht zu indiskret, wenn ich noch ein Zuckerl des Gesprächs verrate: Verleger Wolfgang Beck liest die Bücher erst vollständig, wenn die ersten gedruckten Exemplare da sind. Er hat offenbar in beiden Erzählsträngen gestöbert und die beiden Schlussseiten gelesen. Wie geht es denn nun aus? fragt er: Bringt Zichroni Wechsler um? Da antworte ich diabolisch: Das kann ich Ihnen nun wirklich nicht verraten. Sie müssen wohl warten, bis das Buch da ist.
Am 6. Juli 2009 um 17:07 Uhr
liebster ben,
wir hocken schon in den startlöchern (frau pietschmann, die liebe) und ich; hoffen und warten und freuen aufs büchele, aber: besteh du auf den zwei lesebändchen, ja? sonst sehen wir uns nämlich gezwungen auf der buchmesse eine lesebändchenperformance (schönes wort, das!) zu machen, indem wir in alle bücher das zweitbändchen einkleben, jawohl! im jänner also wird sich zeigen, ob es nur einen geben kann, den tellkamp-türmer, der schon an einer fortsetzung bastelt … lieber ben, ein schönes buch hast du da geschrieben, eins dass sich nicht am mainstream festtackert, wie schön …
neidlos herzliche grüße deine undine
Am 6. Juli 2009 um 17:14 Uhr
Liebe Undine,
schön, dass Du mal wieder hier vorbeischaust! Tjaaa, die Lesebändchenfrage, die ist natürlich wichtig. Im Moment arbeite ich ja noch daran, die Zweifel an der »Wendegestaltung« überhaupt zu zerstreuen. Und dann muss man mal sehen, ob nicht ausgerechnet so ein doppeltes Lesebändchen die einzige Herstellungshürde bildet. Die können ja nicht extra Maschinen bauen für diese Auflage. Und von Hand binden… Das wollen wir doch nicht hoffen, dass es eine so kleine Auflage wird, das sich das lohnte! Also drückt mir die Daumen, dass wir alle Zweifler und die Technik bezwingen können!
Am 10. September 2009 um 07:57 Uhr
[…] ich zum ersten Mal beim neuen Verlag, bei Beck in der Münchner Wilhelmstraße. Nach dem Kennenlerngespräch mit Herrn Beck, Frau Warter und meinem Lektor Martin Hielscher stand nun heute die erste […]