Rashomon-Effekt (II)

27. März 2009

••• Der Begriff des Rashomon-Effekts lässt sich – bedenke ich es recht – doch nicht auf die »monologische Methode« anwenden. In der Erzählung »In a Grove« von Akutagawa erzählen die am fraglichen Geschehen beteiligten Personen zwar jeweils Ihre Version des Verbrechens. Sie alle aber – zumindest alle außer einer/m – lügen, und zwar aus gesellschaftlichem Druck heraus. Sie erzählen vom Geschehenen die jeweils einzig mögliche Version, die es ihnen erlaubt, ihr Gesicht zu wahren. Gerade dieser Umstand macht »In a Grove« so bedeutsam. Während Akutagawa auf diese Weise gesellschaftliche Normen thematisiert (ohne sie explizit zur Sprache zu bringen!), interessiert mich mehr die psychologische Dimension, die Weltsicht des Einzelnen, des Subjekts. Gibt es hier Lüge, ist sie unbewusst. Wie groß ist die Diskrepanz zwischen Spiegelbild und Gespiegeltem?

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