14 Arten, den Regen zu beschreiben

15. Februar 2009

Hanns Eisler im Gespräch mit Bertolt Brecht
Hanns Eisler im Gespräch mit Bertolt Brecht (Quelle: Bundesarchiv)

••• Ich habe eine Schwäche für Eislers »Neue deutsche Volkslieder«. (»Es sind die alten Weisen, die neu in uns erstehn…«) Während meiner (zu kurzen) Gesangsausbildung habe ich sie allesamt einstudiert. Damals stieß ich in einer Eisler-Werkliste auf einen Titel, den ich nie vergessen habe: »14 Arten, den Regen zu beschreiben«. Gehört habe ich das Stück jedoch nie. Gestern fiel mir der Titel wieder ein, als ich über »Todesarten« assoziierte.

Bei Classics Online, einem MP3-Download-Portal (320kbps und kein DRM!) des Classic-Labels Naxos, habe ich nun eine Aufnahme gefunden.

Irgendwo habe ich gelesen, das Wort »Todesarten« sei in sich falsch. Es müsse »Sterbearten« heißen, denn während es viele Varianten des Sterbens gäbe, wäre das Ergebnis, das Tot-Sein immer das gleiche. Das Argument ist nur auf den ersten Blick einleuchtend. Es ist ein atheistisches Argument, lassen doch fast alle Religionen Raum für individuelle Fortsetzungen nach dem Sterben. Das Wort »Todesarten« bezeichnet allerdings nicht das Danach, sondern tatsächlich die Arten des Sterbens. Man muss ja aber, würde man das Wort als themengebenden Titel wählen, es nicht bei dieser Bedeutung belassen.

Ingeborg Bachmann plante einst eine Romantrilogie unter diesem Titel. Und ihr ging es um Arten des Sterbens. Einzig »Malina« (»Die Gesellschaft ist der allergrößte Mordschauplatz«) wurde vollendet. »Der Fall Franza« blieb unvollendet und »Requiem für Fanny Goldmann« Fragment.

Wie aber wäre es, mit »x Arten, den Tod zu beschreiben«?

Ich denke an Richard und Nadja aus dem »Anderen Blau«. Mir fällt eine Geschichte aus dem Talmud-Traktat »Brachot« ein: die Seelen zweier Verstorbener führen Zwiesprache auf dem Friedhof. Und natürlich Dante: In seiner »Commedia« entwirft er ein ganzes Panorama der Wege nach dem Tod. Aber man muss nicht einmal mystisch werden. Schon der Tod eines Künstlers, dessen Kunst weiterlebt, mag ein anderer sein als der eines Menschen, der ganz der Vergessenheit anheim fällt. Die Sterbearten müssten dabei nicht ausgeklammert werden. Denn im »Anderen Blau« scheint es auch so, als würde die Art, wie wir zu Tode kommen, einen Einfluss haben auf das Danach…

Hanns Eisler / Berlin Wind Quartet:
»14 Arten, den Regen zu beschreiben« (Ausschnitt)

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  1. Isadora Duncans Schal « Turmsegler

    […] Tamara Rojo tanzt 5 Brahms-Walzer im Stil der Isadora Duncan••• Die Rede war von Todes- respektive Sterbensarten. Die Ausdruckstänzerin Isadora Duncan verlor 1913 bei einem Autounfall ihre beiden Kinder. Der […]

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