Fjærland

25. Dezember 2008

Blick über den Fjærland-Fjord
Blick über den Fjærland-Fjord – © fjords.com

••• Fjærland liegt in Norwegen zwischen Gletschern und Fjorden. Lange Zeit war der Ort nur per Schiff zu erreichen und das auch nur im Sommer. Winters hält man sich in Fjærland ohnehin besser nur auf, wenn man mit einer robusten Psyche ausgestattet ist. Dann nämlich wird es erst gegen 11 Uhr mittags hell – für ein paar kurze Stunden.

Berühmt geworden ist Fjærland weder wegen einer etwa spektakulär hohen Selbstmordrate noch wegen der umwerfenden Naturkulisse. Berühmtheit erlangt hat der Ort als »Norwegische Buchstadt«. Ein neu gebauter Tunnel erleichtert seit 1986 den Zugang. Binnen sechs Stunden ist Fjærland seither auch auf dem Landweg von Oslo aus zu erreichen. Ein regelrechter Tourismus-Magnet ist aus dem Ort dennoch nicht geworden. Um sich eine zusätzliche Einnahmequelle zu erschließen, kamen die Fjærlander auf eine zwar nicht sehr einträgliche, aber umso liebevollere und poetische Idee. In nahezu jedem alten Hof, öffentlichen Gebäuden und Geschäften jeglicher Couleur werden in Fjærland Bücher angeboten, neue, aber vor allem gebrauchte. Viele dieser Antiquariate befinden sich in »verlassenen Häusern«. Keine Bewohner (außer den Büchern), kein Buchhändler, niemand außer gelegentlichen Bücherstöberern. Hat man ein Buch gefunden, wirft man, was man bezahlen möchte, in eine Kassenbox.

Was die Fjærlander in den langen Wintern treiben? Lesen vermutlich. Und ich denke, das sichert ihnen das Überleben während der langen, kalten Dunkelzeit.

Bookstore in Fjærland
Bookstore in Fjærland – © Milton Correa

Fjaerland Fjord - © James Muspratt
Fjaerland Fjord – © James Muspratt

Sjølplukk-Bookstore in Fjærland - ©  Jon Hauge
Sjølplukk-Bookstore in Fjærland – © Jon Hauge

Bücherstädte gibt es übrigens noch weitere in anderen Ländern. Wünsdorf bei Zossen (nahe Berlin) gehört auch dazu. Die Bücherstädte stehen miteinander in Kontakt und veranstalten sogar Buchstadt-Festivals.

2 Reaktionen zu “Fjærland”

  1. Verena Aeschbach

    Bei uns in der Strasse in Horgen, in der Schweiz gibt es auch einen Bücherkasten. Im Winter ist es etwas schwieriger, weil das Holz klemmt und wegen des Schnees der Kasten nicht so leicht geöffnet werden kann. Ansonsten wird der Kasten von Jung und Alt genutzt. Er heisst „nimm und bring“. Die Bücher stehen gratis zur Verfügung.

  2. Benjamin Stein

    Das ist auch eine schöne Idee. Bei uns im Haus hat vor Wochen jemand das Bücherregal um- und dabei auch einiges aussortiert. Die Bücher standen im Hausflur auf einem geschützten breiten Fensterbrett. Fast alle haben neue Leser gefunden. Lediglich eine zweibändige Ausgabe des »Hausjuristen« aus den 1960er Jahren will niemand.

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